Ein Interview nach einer nur vier Lieder umfassenden E.P., dies würde man gewiss nicht jedem Künstler zugestehen. Wer „Tales of Colour and White“ jedoch einmal gehört hat und wer JOOLIE WOOD – als Teil von CURRENT 93 – live gesehen hat, wird gewiss fasziniert gewesen sein und unser Interesse teilen.
So liegt die relative Kürze des folgenden Textes nicht daran, dass mir keine Fragen eingefallen wären, sondern daran, dass wir uns eben doch nicht persönlich in London getroffen hatten, sondern auf andere Kommunikationsformen angewiesen waren.
? Wie war das OM Konzert? (Welches überraschend just an dem Abend meines Abreisetages stattgefunden hatte.)
OM haben echt gerockt, das war eine der besten Shows von denen, die ich je gesehen habe (Camden Underworld).
? Hast du auch schon Sebastian Horsleys Ausstellung gesehen?
Nein, leider nicht.
? Wie war dein Urlaub?
Sonnig und französisch.
? Du hast vieles zu den letzten beiden Alben von SIMON FINN beigetragen und ihn auch ziemlich oft live unterstützt. Was macht das Arbeiten mit ihm so außergewöhnlich?
Als ich ihn vor ein paar Jahren in Lissabon, Portugal, das erste Mal live spielen sah, war ich überwältigt. Es gibt nicht viel Musik, die mich immer noch so berührt wie damals, als ich jung war, aber die von SIMON hat das wirklich geschafft. Es war wie einen Edelstein zu finden. Als ich das erste Mal seine „Jerusalem“ Aufnahme von 1969 spielte, musste ich sie immer und immer wieder anhören, ich konnte einfach nicht glauben, wie großartig sie war. Seine Lieder bedeuten mir wirklich sehr viel und seine Stimme ist unglaublich und wirklich einzigartig. Nicht viele Menschen sind fähig, Gefühle und Gedanken so profund auszudrücken. Es ist eine Ehre, dass er meint, dass es seinen Konzerten hilft, wenn ich mitspiele und daher haben mir die Konzerte und die Alben, die wir gemeinsam gemacht haben, sehr viel Spaß gemacht.
? Auf der Not Alone”-Compilation gibt es einen Tritel von JOOEL (bestehend aus dir, SIMON FINN und GARY RAMON). Wird es noch mehr Aufnahmen von dieser Gruppe geben? Inwieweit unterscheidet sie sich denn von anderen Gruppen, bei denen zu mitgemacht hast?
Diese Band war wirklich eine einmalige Sache, da wir sie extra für diesen Track gründeten, aber ich spiele regelmäßig mit sowohl GARY als auch SIMON, somit ist das womöglich gar nicht so sicher. Mit den beiden kann man wirklich hervorragend zusammenarbeiten. GARY benutzt Tonbänder statt digitaler Aufnahmetechniken und ich glaube wirklich, dass dadurch der Sound an Wärme gewinnt. Er ist nicht nur ein sehr guter Musiker, sondern auch ein sehr guter Soundingenieur mit kreativen Ideen.
? Du hast sehr vieles zu Veröffentlichungen anderer Künstler beigetragen. Gibt es rückblickend Aufnahmen/ Konzerte, von denen du es bereust, mitgemacht zu haben (aus persönlichen, musikalischen oder politischen Gründen)?
Nein, ich denke nicht, dass es gut ist, künstlerische Sachen zu bereuen. Diese Dinge haben eine bestimmte Bedeutung zu ihrer Zeit, und wenn sie diese heute nicht mehr haben, na ja, das ist dann eben Zeit. Immer, wenn ich an etwas teilgenommen haben, habe ich etwas Persönliches beigesteuert, so empfinde ich es zumindest. Ich würde mich jetzt vielleicht nicht dazu entscheiden, dasselbe zu tun, aber das ist eine ganz andere Frage.
? Wieso hast du eigentlich nach all der Zeit voller großartiger und erfolgreicher Zusammenarbeiten nun ein Solowerk veröffentlicht?
Das ist etwas, das ich schon lange habe tun wollen und hauptsächlich haben mich Geld und Zeitmangel davon abgehalten es schon viel früher zu tun. Bevor ich meinen Sohn bekommen hatte (der mittlerweile 16 Jahre alt ist), hatte ich meine eigene Band. Also möchte ich mich nun darauf konzentrieren.
? Wie ist es dazu gekommen, dass du bei „You own the Universe“ auf einen Text aus der Bibel zurückgegriffen hast?
Weil dies Worte für mich von Bedeutung sind.
? Könntest du uns mehr darüber sagen?
Nein, am besten hört man sich das Lied an.
? Und was liest du zur Zeit?
Momentan lese ich William Blakes Gedichte.
? Gefallen dir seine kürzeren Texte besser (“Songs of Innocence and Experience”) oder seine sogenannten prophetischen Bücher?
Mir gefallen sämtliche Arbeiten von Blake. Er war eine wundervolle Person, die ihre Gefühle ausgesprochen hat – und das in einer Welt, in dies sehr schwierig war. Er war ehrlich zu sich selbst und seiner Spiritualität und eine wirklich einzigartige Persönlichkeit.
? Blake schrieb, er müsse sein eigenes System erschaffen, da er sonst versklavt werden würde. Findest du, dass so eine Einstellung auch wichtig für deine Musik ist?
Ja, ich denke das ist ein wichtige Sache. Die Welt wird uns immer versklaven und wir müssen versuchen, irgendwie etwas jenseits dessen zu sehen. Aber ich könnte nicht vorschlagen, meine eigens System zu erschaffen. Nichts ist wahrhaftig original, aber ich mag den Gefühl, dass ich versuche etwas zu tun, dass in Ehrlichkeit das ist, was ich bin.
? Warum eigentlich nur „Farbe und Weiß“, aber kein Schwarz?
Ich sah es als eine Art, sich aus der Schwärze und Düsternis in das Farbige zu erheben, wie ein Blume, die das Sonnenlicht sucht.
? Wirst du dich also in der Zukunft auf hellere und strahlendere Klänge konzentrieren? Hast du das Sonnenlicht bereits gefunden?
Hoffentlich.
– M.Flake & M.G. –
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