Mit ORBITAL meldet sich, nach LEFTFIELD im vorigen Jahr, ein weiteres Schwergewicht der 90er-IDM-Ära zurück und kann in allen Belangen an die alte Zeiten anknüpfen. Dabei waren die Gebrüder Hartnoll ja nie richtig weg und haben seit 1991 immer konstant veröffentlicht. „Optical Delusion“ ist jetzt neben einer Menge Live-Alben, Compilations und Soundtracks das 10. Studio-Werk von Paul & Phil Hartnoll und mit eines ihrer besten geworden! Erdacht und geschrieben im Pandemie-Zeitfenster, aber erst danach aufgenommen und produziert, beschwören die 10 neuen Tracks darauf nicht nur den seligen Acid-Rave-Sound der 90er, sondern bieten auch Chill Out-Atmosphäre + kantig-härtere Tunes. Einen nicht zu verachtenden Anteil am positiven „Nach Hause kommen“-Gefühl des Albums haben diverse Gäste auf „Optical Delusion“, welche durch Dina Rizvic, PENELOPE ISLES, Anna B Savage, THE LITTLE PEST und Coppe präsentiert werden. Regelrechte Hit-Leuchttürme sind dann aber die Auftritte der MEDIAEVALS BAEBES („Ringa Ringa“) und den SLEAFORD MODS („Dirty Rats“). Erstere können locker an die „Belfast“-Ära anknüpfen und letztere erinnern mit ihrem keifenden Mark E. Smith Meets FRONT 242-Monster an „Satan“ bzw. knallen so richtig giftig rein! Mit „Requiem For The Pre Apocalypse“ haben ORPITAL gegen Ende des Albums noch eine weitere Überraschung im Ärmel, denn dieser Track ist astreiner Drum’n Bass im Stile von SOURCE DIRECT/HOKUSAI und daher kalt, düster und scharf wie ein Samurai-Schwert! Selbst wenn „Optical Delusion“ noch (oder wieder) mit einem Bein tief in den 90ern steht, ist das Album ungemein frisch, abwechslungsreich und fetzig ausgefallen. Da haben wir jetzt erst Februar und ich schon mein zweites Album des Jahres 2023! Einzig das Cover-Artwork ist, wie schon beim Vorgänger „Monster Exist“ oder dem Klassiker „In Sides“, Geschmackssache und lässt mich beim Vinyl-Kauf noch etwas zögern, wobei 90er IDM eh für mich eng mit dem Format CD verbunden ist. (Marco Fiebag)
Format: 2LP/CD |
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