Als ich das Konzert vom Schweizer DAGOBERT in Hannover im kleinen Lux Club besuchte, wußte ich vorher gar nicht, was mich da erwartete vom „Poppigen Schnulzensänger aus den Bergen“ wie dies in der Ankündigung stand. Aber diese Aussage reizte mich, da mußte ich hin. Und was soll ich sagen, es wurde ein wahrlich fulminanter Live Gig, mit allem was dazu gehört wie z.b. dem Künstler Talk nach dem Konzert, sowie vielen Fotos, den Signierungen der LPs mit einem sehr Fan nahen und sympathischen Künstler, DAGOBERT in jeder Hinsicht ein Gesamtkunstwerk. Und die musikalische Ausrichtung von DAGOBERT : Sicherlich nicht für jeden etwas, aber wer ist schon Jeder. Denn die Klänge vom in Berlin residierenden Künstler gehen irgendwie in einem großen Mix aus Schlager mit Anspruch, Herzschmerz trifft Ironie, Chanson meets Singer/Songwriter oder Pop de Luxe trifft Melancholie, auf. Die CD rotiert jedenfalls ununterbrochen in meinen Player und macht einfach gute Laune trotz der meist textlich leicht verdaulichen, aber emotionalen Liebes Tiefschläge in den Songs, die wohl sogar vom Sänger selbst erlebt wurden, zudem dieser Mix immer mit einem Augenzwinkern vom Künstler präsentiert. Die fünfte Platte nun Namens „Bonn Park“ mit 11 Liedern geht natürlich auch wieder in die kreativ, krude Richtung von Disco Synth-Pop und Edelschlager/Volksmusik und das Ganze mit Songs an die Frauen dieser Welt und dem höchsten der menschlichen Gefühle, der Liebe, dies immer wiederkehrende Thema ist schon eine gewisse Spezialität von DAGOBERT geworden. Die neue Platte wurde übrigens nach einem Theaterkumpel benannt und es geht wie gesagt textlich wieder ins hoffnungslos verliebte oder gar in die Welt der tragisch sehnsüchtigen Gefühlsbereiche, mal schwermütig, schwülstig und mal sogar effektiv, tanzbar auf einer Salonparty und ab und zu etwas nah am modernen UDO JÜRGENS der Neuzeit, was ja nicht verkehrt sein muß. Die 80er Jahre Synthies und knackigen Bassläufe und straighten Gitarren vom LUKAS JÄGER, so DAGOBERT bürgerlich und seinem Klangkosmos, der zudem durch den Multiinstrumentalisten und Produzenten KONRAD BETCHER verfeinert wurde, machten auch Live besonderen Spaß. Im ersten Track der neuen Platte „Ich verlasse Dich“ geht es noch gemächlich zu, außerdem macht Dagobert anders als bisher zu seiner Gewohnheit, in dem Lied mal umgekehrt den Abgang, in „Alle Träume müssen sterben“ wird Balladenhaft und opulent mit Texten wie „Die Hoffnung führt uns ins Verderben / Alle Träume müssen sterben“ gesungen und in „Ich will ne Frau die mich will“ gibt es einen „Da la la Da la la la la“ Chorus zu hören und zu bestaunen, irgendwie überzeugt das Song Material mit einer Art gutgemachten, zeitlosen Drama Pop. In „Meine verheiratete Frau“ gibt es wieder schräge Fremdgeh Texte und satte Synthflächen sowie „crazy Schubidu“ Chöre vom Feinsten. Auch die Videos zu einigen Tracks sind visuell großartig dargestellt und äußerst professionell umgesetzt worden. Der Track „Du fehlst mir“ ist für mich der heimliche und ungekrönte Pop/Smasher von der Veröffentlichung, ein Ohrwurm, der mich schon tagelang verfolgt und bei „Uli Jon Roth“ einer Hommage an den Ex Scorpions-Gitarristen, wird es gar hymnisch klassisch und passend Gitarren lastig, der Track gipfelt in einer Art Bombast Orchestral Pop. Auch ein Highlight ist das Finale mit dem kosmischen Sound Gerüst im „Kometenlied“ der Titel ist aus der Oper „Drei Milliarden Schwestern“ und es erinnert mich tatsächlich etwas an die Krautrock Protagonisten der 70er Jahre.Das nächste Album guckt übrigens auch schon um die Ecke wie DAGOBERT versicherte, da sind wir mal gespannt, wie das klingen wird. „Bonn Park“ ist ein großer Tip für alle alternativen und sarkastischen Pop Schlager Puristen.
(S.Erichsen)
Format: CD / DL |
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