Echt jetzt? Euch sagen Inanis Yoake nichts? Dann geht es Euch nicht anders als es mir erging. Als ich die Promo-CD angeboten bekam, hat lediglich die Aussage, dass das Debut-Album, „Summer Silence“, des Duos Simone Skeleton und Risa Hara durch einen einzigartigen, melancholischen Klang mit ätherischen, dunklen Folkeinflüssen charakterisiert sei. Diese Folkeinflüsse hört man auch dem hier vorliegenden zweiten Album an. Und ich nehme es gleich vorweg, sie hätten ruhig noch hörbarer eingebracht werden können.
The End Of The Horizon ist als Intro gleicht in der Tat einem Flug, der dem Horizont entgegen zu treiben scheint. Aber kann man ihn denn wirklich erreichen? Nach einer Minute setzt mit dem Schlagzeug die Entschlossenheit an, wirklich voran zu kommen. Eine elektrische Gitarre reißt letztendlich das akustische Ensemble auf. Während sich „Nowhere“ scheinbar wirklich im Nirgendwo verliert, wo es sich in der Sommerstille auf nichts zu warten lohnt und keinen Ort zum Verweilen gibt (Nun ja, wirklich inspirierend ist der Text nicht.), kann „The Abyss in you“ mit einem schönen Eintritt einer Akustikgitarre und Frauengesang durch Gastsängerin Emiko Ota aufwarten. Ein verspielter Bass gesellt sich zu rhythmischem Gitarrenspiel und lässt ein tanzbares Stück erklingen. Das Lied zeigt die beteiligten Musiker im Einklang. Sie scheinen keine Lust zu verspüren diesen wieder zu verlassen. Es gibt keine Brüche oder eine Klimax. Das Stück schlendert über 5 Minuten vorüber und man hat wirklich Lust mitzugehen. Mit „Niente Resta“ folgt eine tanzbare Italo-Pop-Nummer. Ein wenig wehklagend und dabei melancholisch mit Postpunk-Elementen versehen, erinnern das Lied an andere italienische Bands wie Ianva oder Rose Rovine e Amanti. Das mag aber auch lediglich am italienischen Text liegen.
Für mich folgt nun einer der Höhepunkte: „Abandoned“. Ist das Nico? Nein, eine andere Gastsängerin namens Vivienne Cure. Hätte sie alle Lieder dieser Platte gesungen, wäre es auf jeden Fall in Dauerrotation gekommen. Hier treffen wir wieder auf Postpunkklänge die an Siouxsie and The Banshees erinnern. Frau Cure’s Gesang erinnert mich aber auch an Kirlian Camera‘s Glanzlichter aus den 1980ern.
Noch einen drauf legt „The Edge of Your Street“. Leicht progressiv, schwermütig ist der Einstieg und der Gesang……Ey, ist das nicht? Ja, das ist…..Ist ja echt ein Ding. Der Blick in die Credits bringt die Gewissheit. Tony Wakeford singt hier in bester Sol Invictus-Manier. Eine Recherche ergab, dass er und seine Frau auch schon am ersten Album mitgewirkt haben. Man verkehrt also in London offenbar in den allerbesten Kreisen. Er spielt hier auch den Bass und hat den Text des Liedes geschrieben. Es hätte stilistisch auch wunderbar auf Sol Invictus‘ letzten Longplayer „Necropolis“ gepasst. Es folgt mit „Miraggio“ das tanzbarste Stück der Platte. Ein technoider Beat wird wenig später mit der E-Gitarre und italienischem Text eingelegt. Passte ganz wunderbar zum vorbeziehenden Mittelstreifen bei der nächtlichen Rückfahrt neulich.
„In The Shade“ und „Left Behind“ sind solide arrangiert und gehen gut ins Ohr, wäre da nicht das Bedauern, dass hier wieder Emiko Ota bzw. Simone und nicht Vivienne Cure singt. Auch hätte man bei „In The Shade“ der Akustikgitarre mehr Raum geben können.
Bei „In The Heart Of Nothing“, dem vorletzten Stück, lässt man den Teufelsgeiger Matt Howden die Fiedel schwingen. Weshalb die bei der Produktion aber so weit in den Hintergrund gelegt wurde, das sie quasi nur über Kopfhörer gut wahrnehmbar ist, ist mir schleierhaft. Immerhin findet sich ein wirklich sehenswertes Foto von ihm im Artwork.
Abschießend wird man mit dem Titeltrack in Form eines Gothrock-Rausschmeißers vom Ende des Horizonts zurückgeholt. Noch bin ich mir nicht sicher, ob sich die Reise gelohnt hat. Beim ersten Hören war ich enttäuscht und dachte, wenn ihr schon wollt, dass man sich euren komplizierten Bandnamen merkt, müsst ihr schon ein bisschen mehr vorlegen. Mittlerweile gefallen mir aber viele Haltepunkte schon sehr viel besser. (M.W.)
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