Als ich letzte Woche zur 80er Party war, fiel mir im Nachhinein noch ein, welche Band den Abend noch gefehlt hatte, nämlich A-HA aus Norwegen. Das Trio um MORTEN HARKET, das seit der Gründung 1982 ganze 11 Studioalben produziert und insgesamt 100 Millionen Tonträger verkauft hat und mit dem revolutionären Zeichentrick Video von „Take On Me“ in 1985 auch Dank MTV berühmt wurde, ist nun wieder mit einer neuen Platte, der so ganz anderen Art, am Start. Die neue Veröffentlichung klingt nach einer epischen Soundausrichtung, in der das schwelgerisch norwegische Orchester der arktischen Philharmonie eine bedeutende Rolle spielt und das im Endeffekt sogar zu einem Kinofilm geführt hat, der nur in auserwählten Centern lief. Nach der 2015er Platte „“Cast in Steel“ wurde nun ein anderes Konzept umgesetzt, in der die musikalischen Aufnahmen, also praktisch die Entstehung der neuen Platte im Live Sound, mit Filmaufnahmen im November 2021 in Bodo, einer Stadt rund 90 km oberhalb des Polarkreises begleitet und dokumentiert wurde. Die 2-tägigen Aufnahmen zur Doku wurden von STIAN ANDERSEN als Regisseur gefilmt. Zunächst sollte das Ganze nämlich nur in einer Studio Session gefilmt werden, was aber gerade in der norwegischen Natur natürlich wesentlich organischer rüberkommt. In der textlichen Botschaft geht es darum, „Das wir Menschen in Zeiten des Klimawandels bislang nicht genug dafür umgesetzt und getan haben, um unseren schönen Planeten zu erhalten“ so MORTEN HARKET. Und man muß sagen, wer hier solch eingängige Mega Pop Hits wie eben „“Take On Me“, „The Sun Always Shines On TV“, “Hunting High And Low“, „Touchy“, „Cry Wolf“ usw. erwartet hatte, wird auf der CD nicht ganz fündig werden. A-HA haben sich hier neu erfunden und ich mußte nach dem ersten Hören fast an TALK TALKs erste und spätere Alben denken, aber ganz so krass ist es dann noch nicht ausgefallen. ( 2010 hatte sich die Band auch schon mal getrennt) Diese „kunstvolle“ Platte atmet Atmosphäre und ist generell eher etwas, um dem gestressten Alltag zu entfliehen, eine homogene CD zum Atem holen und zum Abtauchen in nordisch, melancholische Gefilde, zudem ist das Werk ja auch als Film und CD konsumierbar. Die 12 Songs wurden wunderbar instrumentiert wie in dem Uptempo Stück „I`m In“ mit dynamischen Orchester und MORTENS grandioser Voice, hier geht es schon mal um Freundschaft und die große Liebe oder in „Hunter In The Hills“ das von den Live Streichern geradezu lebt. Könnte auch als BOND Thema Song durchgehen. In „As If“ singt MORTEN lässig mit Sonnenbrille und es gibt im Video großartige Aufnahmen von einem Surfer im weiten Meer und bei „Between The Halo And The Horn“ geht es um Beziehungsprobleme eines Pärchens in der kalten, kargen Landschaft Norwegens, auch hier optimal mit MORTENS Falsett vertont. Der Titeltrack des Albums „True North“ ist dann fast mal als eingängige Songballade zu sehen, hier wird das Thema Leben/ Seefahrt und Heimkommen thematisiert und MORTEN singt schwelgerisch im Einklang zu Fischer Booten und wiederum herrlichen Meeresaufnahmen. Alles in Allem vereinen diese großartigen Kompositionen von je 6 Tracks, die von den zwei AHA Mitgliedern PAL WAAKTAAR SAVOY und MAGNE FURUHOLMEN geschrieben wurden, die nostalgischen Stärken der Gruppe mit der experimentiellen neuen Ausrichtung und man darf jetzt schon auf ein eventuell letztmaliges Alterswerk der Norweger gespannt sein. Dies hier könnte der Vorbote dazu gewesen sein. (Sven Erichsen)
Format: CD / LP |