Als alter Sack, der mit knappen 20 Jahren „Black Murder Day“ entdeckte und liebte, um kurz danach mit der „Discouraged Ones“ einer der Coming of Age Platten schlechthin komplett zu verfallen, tut man sich mit der jüngeren progressiv ausgerichteten Schlagseite der Schweden bereits seit den beiden Vorgängern etwas schwerer. Die Schweden sind ihre eigene Liga, ohne Frage, das unmittelbare, ins Herz bohrende Element der früheren Aufnahmen, die Verletzlichkeit bei gleichzeitiger Kraft und Intensität, vor allem Live in den früheren 2000s, bleibt ein schwerer Nostalgie-Trip bis heute. Das bereits im Vorfeld veröffentlichte sehnsüchtig rockende „Austerity“ macht eine sehr starke Figur als Opener, der mit fetten Riffs schleppende Folgesong „Colossal Shade“ ist ebenfalls ein halber Schritt rückwärts in der Diskographie-zum Glück. Diese Melange aus Renkse´s jederzeit weichen, melancholischen Vocals und den hier angenehm dicken Riffs hat dieses „Great Cold Distance“ Klima, das ist doch irgendwie das, was man liebt an den Nordlichtern. „Opaline“ groovt erneut in eben angesprochener Manie mit schleppenden Sound-Figuren, etwas mehr an Elektronik, es kickt tatsächlich nach mehrfachen Hören, weil auch hier im Refrain die alte drückende Sehnsucht transportiert wird und die Schweden geradlinig rockend bleiben-geil. Mit dem fett nach vorn treibenden „Birds“ wird fast Goth-Rock affin metallisch gerockt, schmissig die Strophen, entrückt, im Refrain mit dicken zum Teil elektronischen Sound-Schichten fehlt der letzte ganz große Melodie Wurf. Das nächtlich Traum-artig psychedelisch anmutende „Drab Moon“ geht angenehm unter die Haut, variables Drumming, nette Gitarren-Effekte, bricht dieser Song ab der Hälfte stimmig in die typische Heavyness auf-sehr gelungen, ohne die alte Klasse früherer Melodie-Lines zu erreichen. „Author“ hat erneut die verspielte groovige Leichtfüssigkeit der GCD Phase in den frühen 2000ern, ist heavy und dynamisch, ohne die ganz große Melodie zu kredenzen. Nyström´s Gitarrenspiel wird man immer unter 1000en erkennen, die Produktion geht butterweich abgefedert bei gleichzeitiger Heavyness durchgehend gut ins Ohr, ein Song wie „Impermamence “ klingt am Ende wie eine gelungene B-Seite der Great Cold D-Ära, ebenfalls das halbballadig beginnende, später sehr dicht drückende „Sclera“ haben Potential. „Atrium“ als Single im Vorab ist und bleibt ein stimmungsvoller grossartiger Midtempo-Hit…Punkt!! Katatonia haben ne halbe Rolle rückwärts gemacht, die mittlere starke Phase der Great Cold Distance und der „Night is a new Day“ erhält in Sachen Druck und Geradlinigkeit wieder Einzug im Sound der Schweden. Die durchgehend großen Melodien fehlen hier und da, ein starkes, wesentlich kraftvolleres, aber auch sehr atmosphärisches Album nach zuletzt doch zu progressiv, ruhiger Ausrichtung wird manchen Alt-Fan sicher wieder etwas milder stimmen. Die Schweden sind und bleiben ihre eigene Liga und werden am Mittwoch in Berlin mit den wilden Solstafir hoffentlich gefeiert!
(R.Bärs)
Format: CD / LP |
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