THORSTEN SOLTAU – Gewächse im Zwielicht (CD)

Was für ein passender Albumtitel. Jedenfalls kann ich mich kaum von der Metaphorik des Namens dieser dritten Veröffentlichung aus dem Hause SYM lösen. Hier wachsen einem in der Tat Soundsacpes bzw. eben „akustische Gewächse“ entgegen, die zwar keineswegs wuchern, neben dem flächigen und meist sehr ruhigen Drone-Sound aber auch immer wieder für Abwechslung und gar Überraschungen gut sind. Beim ersten Track sind das die akustischen Instrumente, die sich aus der weitgehend synthetisch, wenn auch warm klingenden Klangwiese erheben. Nicht wie Unkraut, vielleicht wie Blumen? Und ist da etwas wie Vogelgezwitscher zu hören oder ist das dann doch eher ein instrumental erzeugter Triller? Viel akustischer und verspielter beginnt der zweite Track, um bei der Metapher zu bleiben, hätten wir es hier weniger mit einer Wiese, sondern eher mit einer Heidelandschaft oder einem Wäldchen zu tun, so unterschiedlich und vielfältig sind die Töne, die einem begegnen – und trotz weitestgehend fehlender Songstrukturen auch sehr verträumter, trauen wir uns zu schreiben „elfenhafter“ Gesang. Solche Pfade verlässt man bei „Das Begehren“, es geht  offensichtlich um ein eher dunkles Begehren. Hier fühlt man sich bisher am stärksten ins „Zwielicht“ des Dark Ambient versetzt, andererseits gibt der Rhythmus Halt, sodass man nicht versumpft und in seiner zweiten Hälfte verlässt auch dieser Titel die Düsternis und wird weicher, verspielter und viel, viel lichter. Das nun folgende „Die Sonne verdampft in seidene Atome“ bildet dann den Abschluss der „Gewächse im Zwielicht“, da das fünfte Stück aus einer anderen Schaffensphase stammt. Auch hier überwiegen helle, lichte Klänge und verträumt klingende Stimmen bzw. Stimmfetzen, gegen Ende des Stücks auch „richtiger Gesang“, und, wie zu Beginn des Albums, sind auch hier obertonreiche akustische Instrumente zu vernehmen, die „den Drone zelebrieren“. Wer Referenzen oder Vergleiche mag, für den seien hier womöglich LUCY RAILTON erwähnt, während für das gesamte Album vielleicht TROUM und NURSE WITH WOUND eine Idee liefern. Nachdem dann „die Sonne verdampft“ ist, erklingt nun das Auftragswerk „An End. An One Another“, welches 2021-2022 entstanden ist (die anderen vier Titel bereits 2019-2021). Dieses über 20 Minuten Lange Werk wiegt einen zu Beginn in Sicherheit und man fühlt sich geradezu neoklassisch aufgehoben, doch die harmonischen, weiterhin offenbar durch Streichinstrumente erzeugten Drones werden dann auch mal durch Noise-Elemente durchbrochen. Andere Passagen klingen dann wieder gerade (glocken-)verspielt oder „elektronisch verblubbert“, dieses „End“ ist geradezu ein Album für sich, übrigens durch die rezitierende Stimme durchaus mit Hörspielcharakter. Eine abwechslungsreiche, nicht immer ganz einfache „akustisch-botanische“ Wanderung, für deren Genuss man sich Zeit nehmen sollte.  (Flake)

Format: CD
Vertrieb: DRONE