Havard Jorgensen (Ulver, Dodheimsgard, Myrkyr) war seinerzeit 1996 am folkloristischen Meilenstein „Kveldssanger“ der norwegischen Pioniere Ulver nicht nur beteiligt, sondern schlichtweg Ideengeber und Mastermind. Diese urwüchsige Nordic Folk Variante mit fantastischen Vocals von Garm (Ulver) zählt bis heute zu den wundervollsten Ergüssen der Mid-90s. Mit seinem eigenen Projekt Haavard tauchen wir ohne viel Experimente in sanfte nordische Weite ein, der Herbst/Winter zieht hier vorm geistigen Auge seine Bahnen. Wer einmal die unendlichen Weiten im hohen Norden erfühlen oder erleben dürfte, darf sich hier auf eine kleine sehnsüchtige musikalische Reise fort tragen lassen.Zwischen klassischen Streichern, sehr akzentuierten Akustik-Klampfen und feinen elektronischen Elementen geleitet man des Hörers Ohr durch angenehm melancholische, aber nie düstere Atmosphären. Über knapp 50min gemahnt dieses auf dem Prophecy Records Ableger Label Auerbach-Records(Folk Veröffentlichungen) veröffentlichte Stück Musik an viele kleine Perlen wie die Finnen Tenhi, Oberon, die Stille der Finnen Subaudition und eben des o.g. Ulver Klassikers. Bereits der sanftmütige Opener „Printemps“ gibt die Richtung vor, instrumental, ohne viel Ausschläge, wird eine feierliche Stimmung erzeugt, die im folgenden „Heartwood“ mit etwas düsteren Streichern schon tiefer ins Dickicht lugt. Flöten, feingliedrige Akustik-Gitarren machen „Oberon“ zu einem kleinen feinen Sehnsuchts-Track, definitiv sehr entrückt in Sachen Atmosphäre, passt überhaupt nicht in diese Chaos-Welt passt oder um so mehr, um den eigenen Eskapismus voran zu treiben. Mit „Snohetta“ und „Emmanuelle“ lässt man viel Räume zu, Stille,Natur,vergessene Wege,Einsamkeit,Reduktion in einer zu lauten Welt. Vorsichtige Drums, reduziertes Gitarren-Picking, in die Ferne schweifende Streicher. Etwas treibender,zupackender sind die Anschläge in „Eastwood“,die Sehnsucht unmittelbarer, schwerer. Das knapp 6-minütige nächtliche „Niende Mars“ lässt ein in den nordischen Abendhimmel weit oben auf des Gletschers Spitze schauen, weit weg von jeglicher Form von Zivilisation. Ein Hauch mehr an Dramatik durchdringt die Streicher, die Melancholie in Sound/Stimmung wird konkret. Kammermusik mit stets hohen musikalischen, fast Klassik angehauchtem Anspruch. Schön das Ulvers´s Garm seinen Einsatz im schaurig schönen „Mot Soleglad“ noch bekommt-er wertet wahrlich jedes Stück Sound um ein Vielfaches auf. Jorgensen gelingt ein wunderschönes, entrücktes Stück Folk/Chamber Musik, welches die Schönheit der rauen nordischen Natur einfängt, den dunklen Bezug, den man eher aus dem Black Metal kennt, aber komplett aus dem Sound fern hält.
(R.Bärs)
Format: CD / LP |
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