PLOHO – Когда душа спит

Seit 2013 agierte das Trio PLOHO immer etwas im Schatten ihrer sowjetischen Landsleute von MOTORAMA, die ja damals in Russland die sogenannte Doomer-Szene angestoßen haben. Dieser „New Wave der russischen Musik“ mit seinen Wurzeln aus dem dunklen Post Punk, Cold Wave und Synth Pop hat neben MOTORAMA und MOLCHAT DOMA letztendlich aber auch PLOHO über die Landesgrenzen bekannt gemacht und ihnen internationale Plattenverträge eingebracht. Inzwischen haben sich MOTORAMA allerdings sehr rar gemacht und die aktuelle Platte ist nur in Kleinstauflage direkt über die Band im inzwischen völlig isolierten Russland beziehbar. Dieses vertriebstechnische Vakuum scheinen sich PLOHO bzw. Artoffact Records jetzt nutzbar zu machen, denn „Когда душа спит“ („When The Soul Sleeps“) ist das bisher eingängigste wie am professionellsten produzierte Album der Band aus Sibirien. Zwar bietet der Doomer-Sound der 9 neuen Songs wenig bis nichts neues, was man nicht schon von anderen Vertretern des Genres gehört hat, punktet jedoch mit dunkel-kräftigen Gesang in ihrer Landessprache. Der schwere melancholisch-slawische Zungenschlag ist ein nicht zu unterschätzendes exotisches Pfund, welches sich auch schon MOLCHAT DOMA zu nutze gemacht haben. Außerdem hält das Album so einige catchige Hooks bereit, die man nicht so schnell mehr aus dem Ohr bekommt und weshalb „Когда душа спит“ bei mir seit Wochen in Dauerschleife läuft. Wer also irgendwas mit einer Moll-Mischung aus THE CURE-Gitarren, JOY DIVISION-Bass und U2-Hymnen anfangen und sich dazu noch russischen Gesang vorstellen kann, sollte unbedingt bei PLOHO ein Ohr riskieren. In meinen Top 10 für 2022 rangiert „Когда душа спит“ auf jeden Fall ganz weit oben! (Marco Fiebag)

 

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