Die Amis von Soft Kill schafften mit ihrem letzten Album „Dead Kids R.I.P. City“ den Absprung von ihrem doch eher festgefahren düsteren Wave Rock hin zu mehr offenen Indie Rock mit Shoegazer Einflüssen. Definitiv eines meiner Jahres-Alben seinerzeit, wussten sich Melancholie und viel Licht die perfekte Waage zu halten. Das neue Album geht unbeirrt und konsequent weiter diesen Weg, die Jungs wissen aktuell mit noch mehr luftigen Elementen (The Cure in ihrer eher leichten Variante) zu gefallen. Beim ersten Hören schlüpft das meiste noch an meinen Ohren etwas vorbei, dafür kommt das Album dann um so mehr und es wissen leichtfüssige, sehr Indie Rock affine Up Tempo Songs wie das sehnsüchtig, mit perlenden Gitarren intonierte „Cracked Candles“ oder die himmelsstürmenden „Rocks&Blows“ und „Magic Garden“ so viel positive Energie zu generieren. Der immer etwas theatralische, an Robert Smith erinnernde Gesang ist wie immer ein großer Wieder Erkennungswert, nur wollen die Amis auf dieser Platte nicht mehr wie beim Vorgänger in zu viel Schwere treiben. Viele Melodien haben diesen treibenden Cure/Just Like Heaven Memory-Moment und diese Referenz weiß einfach zu gefallen, gehört aber eher in den Spätsommer als in die dunkle Jahreszeit. Mit „Dibs“, dem verlorenen „Lake Shore Drive“ und dem wunderschönen, textlich schmerzenden Minihit/Duett „The Line (Ruth Radelet) gibt es wieder diesen eher zurückhaltenden driftenden Shoegaze Pop voller Melancholie, der schon den Vorgänger zu einer Sehnsuchts-Platte machte. Die Gitarren spielen verträumte Akkorde, der Gesang ist Gedanken verloren, der Blick im Wolkenmeer, so liebe ich das. Der tief hallende Shoegaze des Vorgängers macht klareren Strukturen Platz, glücklicherweise bleibt die Atmosphäre trotzdem weitestgehend im geliebten Moll verharrend. Soft Kill lassen über Album-Länge nichts mehr anbrennen, „Congratulations Text“ und „Cicero“ gefallen mit vielen schönen Akustik/E-Gitarren, die Sonne scheint merklich durch die dunklen Phrasierungen, gelegentliche hymnische BritPop Deja Vu´s entstehen fast zwangsläufig und so fühle ich mich auch gerne an starke kraftvolle Momente von Bands wie Bloc Party, den ewig unterschätzten Gene, House of Love oder The Dears erinnert. Die neuen 40 Minuten Soft Kill machen Spaß, haben viel von den verspielt luftigen The Cure mit allerlei modernen atmosphärischen Shoegaze/PostPunk Spuren-Elementen. Feines Teil, wenn auch im Spätherbst etwas weniger passend platziert!
(R.Bärs)
Format: CD / LP |