Im meinem bisherigen Leben, welches mich schon gut über 50 Jahre gebracht hat, habe ich es bisher immer so gehalten, dass ich Ärzten und dem Gesundheitswesen aus dem Weg gegangen bin (mal ausgenommen von meiner Zahnärztin). Ebenso bin ich mit der Band DIE ÄRZTE verfahren! Mich hatte es im jugendlichen Alter in einem Land, welches es nicht mehr gibt, schon genervt, wenn auf der Dorfdisko „Zu spät“ lief und natürlich in der Maxi-Version. Empfand ich die Band bis zu ihrer Auflösung 1988 einfach nur als krampfhafte Fun Punk- & BRAVO-Teenie-Projektion, wurde es ab 1993 nach ihrer Reunion (den beiden Clowns Jan & Dirk war das Geld ausgegangen) richtig übel, denn DIE ÄRZTE wandelten ab da im Fahrwasser von ihren einstigen Erzrivalen DIE TOTEN HOSEN mit erhobenen Zeigefinger für die „gute“ Sache und mit „Haltung“ durch die deutsche Musiklandschaft und das dann auch noch mit sehr großen Erfolg. Dank einiger Hits und etlicher ausverkaufter Stadion-Touren dürften sie inzwischen ausgesorgt haben (der Dirk wohl eher nicht, denn der kann nicht mit Geld umgehen und brauchte in Corona-Zeiten sogar Überbrückungshilfe) und mehrfach stand die fragile Bandkonstellation in den letzten Jahren schon auf der Kippe. Jetzt gibt es zum 40. Jubiläum ein kleines Büchlein über die Band (ein übergroßes „Meerschweinchen“ gab es ja schon), bei dem mich sofort der Autor die Stirn runzeln lässt. Jener lernte DIE ÄRZTE erst 2004 im zarten Alter von 10 Jahren kennen und hat bis heute seine (selbst so bezeichnete) Lieblings-Band bisher nur 2 x Live erlebt! Ist so jemand denn eigentlich berufen, ein Buch über eine Band zu schreiben, bei der er seit 2004 zig Mal die Möglichkeit gehabt hätte, ein Konzert zu besuchen? Scheinbar doch und dem Internet sei Dank, wenn man im Anhang das Quellen-Verzeichnis studiert. In 107 kurzen Kapiteln zeichnet Paul Christoph Gäbler den Weg von DIE ÄRZTE kompakt und trotzdem informativ nach. Im Grunde erfährt man hier auf den rund 120 Seiten im Hardcover alles wissenswerte über DIE ÄRZTE und ja, ich habe mich dabei überraschend gut, kurzweilig und amüsant unterhalten gewusst. Foto-Material gibt es dazu allerdings nicht und scheinbar ist das Buch auch nicht von der Band abgesegnet worden, aber hey – es kostet nur 10 Euro und irgendwie ist das ja auch Punk!
PS: DIE ÄRZTE mag ich trotzdem weiterhin nicht, aber hatte ich schon erwähnt, dass in meiner Vinyl-Sammlung deren Platten bis 1989 stehen?! Natürlich nur als Wertanlage wegen der indizierten Titel… (Marco Fiebag)
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