Ich hab sie lange aus den Augen verloren aber im September gaben And Also The Tress zwei Konzerte im Berliner Urbans Spree und ich dachte mir einen Abend mit ihnen gibst Du Dir der alten Zeiten wegen. Am Ersten Abend stellten sie ihr neues Album „The Bone Carver“ vor, indem sie es ihrem Publikum komplett kredenzten. Der zweite Abend war dann ein Rückblick auf die 40-jährige Geschichte des kreativen Schaffens dieser Band. Auch in diesem Set waren viele Stücke des neuen Albums enthalten und ich ärgerte mich schon hier, nicht auch am Vorabend dabei gewesen zu sein.Nachdem ich mich bei Bandcamp davon überzeugen konnte, dass mir mein Live-Enthusiasmus keinen Streich gespielt hatte, ging’s ab in den Plattenladen und nun dreht sich das Scheibchen regelmäßig mit 33 Runden die Minute und verfeinert mir die Herbstabende. Schon das Eröffnungsstück „In A Bed In Yugoslavia“ holt einen freundlich ab und lässt auf eine angenehme dreiviertel Stunde hoffen und ich kann schon vorweg nehmen: Man wird nicht enttäuscht. Die Pfade gehen hier noch weiter weg von den wavigen Klängen, die diese Gruppe über die vielen Jahre begleitete. Unendlich weit zurück scheint die Zeit zu liegen, als man als Support von The Cure auf der Bühne stand und sich von deren Schlagzeuger sogar produzieren ließ. And Also The Trees altern aber immer besser, ähnlich wie The Psychedelic Furs.
Wer Tempo sucht, kann die Platte wieder zurückstellen. Eher verträumte Klänge erreichen das Ohr, wenn Geschichten von sieben Himmeln oder einem Mädchen erzählt werden, das den Hörer durch seine Augen auf die Stadt um sie herum schauen lässt und dabei sehr genaue Betrachtungen anregt. The Girl Who Walks The City sticht auch durch den Sprechgesang von Simon H. Jones hervor, der von einem treibenden Bass und einer leichten Prise griechisch-folkloristischer Einflüsse begleitet wird. Bei viele Liedern gesellen sich noch Klarinette und Harfe dazu.
Ähnlich geht es weiter beim Lied „The Book Burners“, welches anders als es der Titel vermuten lässt, mit beschwingtem Rhythmus in südländischem Flair vorüberzieht. Die Melancholie verlässt aber keines der Stücke auf diesem Album. Vergleiche mit Madrugada und den Tindersticks bieten sich an. Oft unruhig und sehr vielfältig instrumentiert wird ein teils klagender, teils sich von aller Schwere befreiender Gesang musikalisch begleitet und beim ersten Hören wird gleich ein wesentlicher Makel erkennbar: Das mittlerweile 14. Studioalbum dieser englischen Kult-Band ist zu kurz. (M.W.)
Format: CD / LP |
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