JÜRGEN ECKLOFF – Diese, Nichts & Solche (TAPE)

Er ist noch da! Der Zauber der Dekonstruktion. Und daneben ein Teil dessen, was den Kern von Column One angeht und ausmacht hat. Jürgen Eckloff legt mit „Diese, Nichts & Solche“ wiederholt vor, wofür Column One mehr oder weniger bekannt waren. Er, der Tausendsassa Eckloff, bildender Ton-, Bild- und Organisationsartist, knüpft da an, wo er 2016 sowohl mit Column One als auch mit seiner eigenen letzten Veröffentlichung „Angeflanschte Fugenstücke“ aufgehört hat.Ein Mach- d.h. Gemachtwerk, das sich irgendwo zwischen Feldaufnahme, Konkreter Musik, Sprache und Improvisation einpegelt. Leise und laut. Bemerkenswert unzeitgemäß und doch sehr aktuell. Bedenkt man den Anteil des Absurden im Aktuellen, ist das der Versuch eines Geraderückens der Verhältnisse. Alles ist wirr. Niemand weiß, was er und warum er es tut. Freie Stellen werden mit Kompetenzfreiem besetzt. Die Fähigkeit oder Fertigkeit zur Lösung eines Problems ist ungebräuchlich geworden, weil es keine Probleme mehr gibt. Es gibt nur noch Herausforderungen. Diese greift Eckloff heraus und setzt sie ein, um erneut zu verwirren. Hier werden sogar noch Pausen gemacht.

Auf der Seite A, gleich am Anfang, nachdem eine Stimme sagt: „Fang´wa ma an!“, fällt alles in sich. Die Pause ufert bis in eine Stille, die für einige Sekunden irritiert, vermuten lässt, das Band wäre gerissen, nicht bespielt worden oder dgl. Dann aber geht´s weiter. Und zwar mit Schafen, die blöken, ein Flüstern und Tröten. „We drift off into nothin’“, heißt es da wie nebenbei. Alles hier scheint unreglementiert oder in irgendeiner Form an etwas gebunden. Nur aus dem eigentlichen Kontext gerissene Fetzen, die in ihrer Zusammensetzung miteinander oder auch aneinander vorbei kommunizieren. Hier greift nun das dekonstruktivistische Moment. Wir ordnen, weil wir sinnhaft sind und eröffnen uns so neue Zugänge. Nichts steht fest. Der auf Seite B hinterlegte Geschlechtsakt, der hier aus einem Porno stammen dürfte, wird von Kinderstimmen abgelöst. Danach eine Männerstimme, die von einer ganz anderen Welt spricht. „Alles ist aus Stein.“ Anschließend eine sprachlos verwirrte Frauenstimme. Und am Ende die Zustimmung des nichtssagend Sprachlosen. Die Frau am anderen Ende der Leitung sagt zur telefoninterviewten, verwirrten: „Ganz genau“.

Das hier kann nur als Akzentuierung des tagtäglich Absurden verstanden werden. Eine Reise durch das Gewirr loser Zeitstränge, die sich im Irgendwo verlieren. (awk)

Format: TAPE
Vertrieb: FRAGMENT FACTORY
 

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