Die Black-Metal-Band „Wolves In The Throneroom“ hat es vorgemacht als sie 2014 mit „Celestite“ ein komplettes Ambient-Album vorgelegt hat. Nun haben auch Raunacht eine Scheibe in den Ring geworfen, die sich dem Ambient bzw. Drone verschreibt, denn die Gitarren staubten beim Einspielen des Longplayers nicht ein. Der Klang des Albums grenzt sich aber deutlich von dem ab, was die Österreicher bisher aus dem Studio trugen. Die drei langen Ambient-Stücke, die zuvor nur als FLAC-Dateien zum Downloaden verfügbar waren, erhielten jüngst eine Veröffentlichung in Form einer CD bzw. Doppel- LP. Das Album „Winterstille“ nimmt den Hörer für sich ein und lässt ihn zum Piloten werden. Nicht zum Wanderer, denn dafür sind die Töne und Keyboardklänge zu wenig von Takten bzw. Rhythmen begleitet. Es ist ein Schweben, ein Dahingleiten durch Bilder, Gedanken und Zeit. Mit Ausnahme von „Nachtumschlungen“, als 3. Stück bzw. C-Seite der Doppel-LP, ist die Instrumentierung leicht und ohne Groll. Man glaubt ein bisher unbekanntes Album von Tangerine Dream oder Klaus Schulze zu hören. Das titelgebende Stück könnte als Soundtrack für den Tanz der Flocken im Licht der Straßenlaterne herhalten. Ihm wohnt eine Leichtigkeit inne, die die Kristalle anregen möchte sich bloß nicht niederzulegen, sondern weiter beschwingt zu bleiben. Ist diese A-Seite dann doch leider nach ca. 20 Minuten verklungen, wird man für die nächsten 25 vom „Sturmgeistreigen“ eingefangen, der nun doch leicht fordernd einen Rhythmus vorgibt. Aber auch dieser ist nicht schwermütig, hat ein Reigen doch auch immer etwas Lebhaftes in sich. Man wird immer weiter in den Sturm hinausgeführt. Irgendwann fühlt man sich entführt, denn es kommen mehr und mehr die Gitarrenklänge und erste Beckenschläge ans Ohr. Man schreckt kurz auf doch legt sich der Sturm dann wieder und Akustikgitarren bringen einen weiter in Gefilde wie man sie auch von Empyriums Akustikalben oder den Swans zu kennen glaubt. Rauhnacht gelingt es auf diesem Album aber fast unbemerkt die Übergänge von Klangwelten o.g. Elektropioniere hin zu düsteren Metallansätzen zu gestalten. Dabei greift, wie bereits erwähnt, das letzte Lied des Albums die metallenen Elemente am stärksten wieder auf. Brachial geht es dabei aber auch hier nicht zu. Die Gitarren nehmen sich Zeit sich in den Vordergrund zu spielen und stimmliche Eingaben erinnern einen hier dann erst in den letzten 10 Minuten daran, dass sonst auch Black Metal gespielt wird. Es ist ein gekonntes Herausholen des Hörers aus dem Schweben als wolle man ihm sagen. Hey, das war nur ein Experiment auf das wir Lust hatten. Komm langsam wieder runter, denn es werden wieder schwerere Klänge in Bälde folgen. Ich warte mit Vorfreude darauf, bin aber auch für ein Ausprobieren weiterer Experimente, wie sie auf „Winterstille“ geboten werden, zu haben. Eine wunderbare Platte um den Herbst und seine Nebel zu begrüßen oder eben die Rauhnächte, die wohl schneller wieder vor der Tür stehen werden als man es sich wünschen mag. (MW)
Format: CD / 2LP |