Es könnte eventuell ja sein, dass die SEX PISTOLS nur ein großes Missverständnis waren, aber ihr einziges Werk „Never Mind The Bollocks…“ ist der essentielle Inbegriff des Punk Rocks und ein Album für die Ewigkeit! Steve Jones war der Gitarrist der SEX PISTOLS und in seiner Biografie erzählt er jetzt seine Geschichte mit der skandalösen Band, wie sein Leben davor und danach. Ich habe inzwischen ja schon so einige Biografien von Musikern gelesen und bisher war für mich der erste Teil mit den Kindheitserinnerungen und der Familiengeschichte immer recht langweilig ausgefallen. Meist lief die Geschichte nach dem gleichen Schema ab: Schwierige Kindheit, schlechtes Elternhaus, Kleinkriminalität etc. und die Musik war dann irgendwie das rettende Ventil, welches dann jedoch fast immer im Drogensumpf endete. So nicht anders bei Steve Jones, der es aber schafft, dieses dunkel-kalte Kapitel sehr locker-flockig zu erzählen. Bei den Memorieren seines Band-Kollegen John Lydon war dies leider nicht so und ich habe bis heute trotz mehrerer Anläufe dessen zähe Biografie noch nicht zu Ende gelesen. Steve Jones Erinnerungen sind dagegen frei Schnauze, charmant schnodderig und einfach nur entwaffnend sympathisch. Er war ein Dieb und Frauenheld, Analphabet und Poser, Junkie und Anfangs noch ein lausiger Gitarrist, der es später trotzdem bis nach Amerika geschafft und dort zwei Solo-Alben veröffentlicht hat. Des weiteren verdingte er sich als Studio-Musiker für u.a. SIOUXSIE & THE BANSHEES, Iggy Pop, Billy Idol, Andy Tayler oder Ian Brown und jammte mit Bob Dylan und Roy Orbison. Heute ist er clean und einer der beliebtesten Rock-Radiomoderatoren in Hollywood bzw. immer noch ein liebenswertes selbstironisches Großmaul. Deshalb macht „Meine Sex Pistols Geschichte“ auch so einen Spaß und die 360 Seiten mit anständigen Bildanteil lesen sich rotzig flott schnell weg – halt genau so, wie ein guter alter Punk Rock-Song klingt! (Marco Fiebag)
Format: Buch |
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