Der Vorgänger „Death Spells“ aus dem Herbst 2018 beinhaltete Songs, welche mir seinerzeit das Herz aus der Brust rissen, es an die Wand schmetterten, so es einfach nur irreparabel in 1000 Einzelteilen darniederlag. Somit war die Vorfreude die Tage neben der aktuellen Crippled Black Phoenix gross, ob die Amis diese Flutwellen-artige Schwere/emotionale Kraft erneut erzeugen könnten. Holy Fawn bleiben nach mehrmaligen Hören ihrer Rezeptur treu, der Mix aus vielen schwebenden, dann wieder massiv an die Wand drückenden Akkorden gelingt erneut grandios. Feine, ätherische Gesangslinien, gelegentlich durch verzerrtes, aber eher im Hintergrund fungierendes Schreien ergänzt, werden durch einen wundervollen Gitarren-Wall of Sound im stetigen Wechsel aus zart und hart in den Wolkenbehangenen Metal/Post/Shoegaze-Himmel geraunt/gedriftet. Man möchte meinen, die Isländer Sigur Ros (siehe „Amaranthine“) hätten sich mit den aktuellen Deafheaven unter klarsten Sternenhimmel zusammen getan und konnten sich auf ein paar gezielte verzerrte Heavy-Ausbrüche einigen, die der Band gerne mal den Stempel Post-Metal in der Presse erfahren lässt. Das ist mir viel zu einfach, im Gegenteil, Holy Fawn wissen ähnlich einer Band wie den Franzosen Les Discrets oder Junius Gefallen an Stimmungen, Atmosphäre, dicht im Nebel driftenden Gitarren, die mit viel tiefen ambienten Sound-Scapes ihr Fundament erhalten. Songs wie das im Vorfeld veröffentlichte „Death is a Relief“ oder „Lift your Head“ schließen in der tiefen, atmosphärischen Ausrichtung nahtlos an den schwerelosen Vorgänger an, werden feine Electronica Schnipsel, die stets omnipräsenten, feingliedrigen Gitarren-Akkorde, die mit Anzug der Dynamik-Schraube diese typischen Meterhohen Wände auftürmt, über die ganze Zeit mit verlorenen, sehnsüchtigen Melodien in den Äther geschossen. Holy Fawn lullen dich fast ausnahmslos in jedem Song ganz unmerklich ein, man geht ungewollt immer ein wenig verloren in diesem Dickicht aus traurigen, schmachtenden Gesang, den mit viel Effekt beladenen, perlenden Postrock-Gitarren und diesem tief in Hall getränkten, breit angelegten Drums, der sich erneut sehr einnehmend zu einer riesigen, imaginären Decke ausbreitet, die dich sanft davon trägt und gleichzeitig eine tiefe Katharsis erfahren lässt (siehe das massive „Empty Vials“). Der unheilschwangere, bedrohliche Titelsong ist statisch, schwer und metallisch kraftvoll und passt perfekt als Untermalung für das immer finstere Tun und Werden im aktuellen Draußen, „Void of Light “ mit seinen stürmischen Umtempo-Parts sticht heraus aus der Slow-Motion Szenerie, während auf breiten Flügeln sanft und trotzdem sehr dynamisch, kraftvoll dahin gleitende Songs wie „True Loss“, „Blood Memory“ und „Sightless“ all die epische Schönheit, den Kern im Sound der Amis zu 100 Prozent offenlegen, darf hier all die Zerbrechlichkeit, all das Schweben und Driften den Hörer an die Hand nehmen und führt ihn weit hinaus ins undefinierte Nichts-einfach nur schmerzhaft schön! Der Vorgänger war groß, „Dimensional Bleed“ ist es ebenfalls-Stagnation auf höchsten Niveau. Erneut viel Zeit zum Eintauchen, sich Verlieren,Verlieben, traurig sein in einem tiefen, kristallblauen Meer aus flehenden Gitarren in Moll, in Wolken gehauchten ätherischen Vocals und viel schwereloser Entrücktheit. Dieses Album wird mich wohl so einige Male killen im nächsten Herbst!
(R.Bärs)
Format: CD / LP |
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