Für mich das Meisterstück/Album des Jahres 2022-ganz klar. Heiß erwartet nach dem zuletzt schon so großen „Ellengaest“ sind J. Greaves und seine kämpferischen Mitstreiter erneut unaufhaltsam kreativ gewesen, legen mit dem neuen knapp 100-minütigen „Banefyre“ wieder die nächste hohe Messlatte frei. Keine Ahnung, der Mann kämpft seit Jahren mit Depressionen, vielen inneren Dämonen, mit all den Unzulänglichkeiten dieser Welt, man setzt sich viel mit dem Thema Tierschutz auseinander uvm., aber nichtsdestotrotz jagt ein Über-Album das Nächste. Schmerz, Kraft und viel Hoffnung bleibt hier erneut die Triebfeder schlechthin.Das verzweifelte, poetisch kämpferische Moment ist eines der zentralen Merkmale schon seit je her bei den Briten. Konzeptionell in Artwork+Text setzen sich die Briten mit der Beziehung Mensch/Natur auseinander und dem nicht mehr aufzuhaltenden Ende der Menschheit letztlich in der Konsequenz ihres Tuns. Wie Greaves mit wunderschönen Postrock-Motiven, einen gewissen Hauch Pink Floyd und neuerdings wieder vermehrt GothRock-liken Akkorden jeder Verzweiflung trotzt, Wunderschönes in Töne verwandelt-einfach nur fantastisch. Waren es beim Vorgänger viele große Gaststimmen (Anathema,Tribulation,Gorgoroth), setzt man mit der neuen schwedischen Verstärkung Joel Segerstedt ergänzend zu Sängerin Belinda auf offenes Visier. Die omnipräsente CBP Epik, die immer wieder an die pastorale Kraft so mancher Swans oder Godspeed You Black Emporor Momente gemahnt, treibt den Hörer unaufhaltsam durch die wilde emotionale See, wie man es so in dieser Form seit Jahren von den Briten gewohnt ist und liebt. Erneut wird mit unglaublich viel Liebe zum Detail, in Song-Längen von bis zu 15 Minuten jeder Emotion, jeder Stimmung die nötige Zeit, der nötige Raum verschafft, sich erneut vortrefflichst auszubreiten, so das der geneigte Fan moderner, progressiv ausgerichteter Klänge in diesem Meer aus Dynamik und Atmosphäre sich immer wieder verlieren wird. Bereits die im Vorfeld veröffentlichten Tracks erzeugten maximale Vorfreude, wissen die kämpferische Stimme des Schweden und vor allem die geisterhaften, sehr an Exitmusic erinnernden Vocals von Belinda im stetigen Wechsel sich perfekt zu ergänzen und über die volle Album-Länge wirklich tolle Kontraste zu setzen. Fast durchgehend jeder Song besticht durch prägnante Gitarren-Leads, ob es das im düsteren Goth-Pop angesiedelte „Banefire“ ist, das episch, cineastische „Blackout 77“, das wundervoll nordisch eingesungene, an Wardruna gemahnende „Ghostland“ist, letztlich müßig hier ins Detail zu gehen. Greaves hat kürzere, sehr prägnante eingängige Tracks, die sich wundervoll mit den typisch ausufernd angelegten Long-Tracks ergänzen und diese Qualität, verbunden mit dem stetig emotionalen, fast Filmreifen Überbau, macht diese Band zu ihrer eigenen Liga. Großes Breitwand Kino, progressiver, sehr aufwühlender, atmosphärischer Post-Rock für die Neuzeit, bei dem einfach die Kraft der Emotionen das elementare Element ist. Organisch, nicht zu überproduziert in mehreren Studios in England und Schweden, somit bärenstark in Szene gesetzt, darf man auch mit der 3-Vinyl optisch glänzen (bereits weit im Vorfeld beim Konzert im legendären SO36 käuflich erworben). Noch unter dem Einfluss/Eindruck eines wie immer beglückenden Live-Moments die Tage kann ich nur in Superlativen sprechen-Greaves ist ein Getriebener an der Gitarre und all der Schmerz fließt hier in unendlich viele berauschende Akkorde zwischen zart, rockig und erdrückender Heavyness. Vielen Dank an die Briten für die Kreativität, die Kraft, die erneut rauschhafte Energie, die so Vieles entdecken lässt!!
(R.Bärs)
Format: CD / LP |
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