LONG DISTANCE CALLING – Eraser (CD)

Konzept-Alben sind, wenn man z.B an die deutschen Post-Metaller The Ocean denkt, grundsätzlich nichts Neues, letztlich aber passend für instrumentale Sounds, um Bilder zu evozieren. Long Distance Calling haben ja auf ihren vorherigen Album qualitativ jederzeit Hochwertiges hinterlassen, mal mit Fokus auf Sanges-Gastbeiträge bekannter Musiker wie Jonas Renkse (Katatonia) u.a.  War die Ausrichtung in der Vergangenheit oftmals mit mehr elektronischen Zitaten unterfüttert, kreist die Band auf dem neuen Album um das Thema aussterbende Tierarten, der Zerstörung der Natur durch den Menschen. Somit wird in jedem Song einer Tierart die Aufmachung gemacht, ob Wal, Hai oder Gorilla u.v.m. Grundsätzlich kein fröhliches Thema, gelingt es erneut der Band, Dank eines wirklich fetten Sounds alle Details, alle Nuancen von leise bis brachial mit viel ausufernder Dynamik gekonnt auszuspielen. Man merkt der Band ihre Erfahrung an, die vielen Konzerte und Aufnahmen lassen „Eraser“ an allen Ecken und Kanten selbstbewusst vor Kraft strotzen, die Heavyness ist teilweise überraschend, meint man latent groovige New Metal-Einflüsse wahrzunehmen, was aber überraschend viel Laune beim Hören macht, sind die Gitarren doch voll auf die 12. Die Münsteraner zeigen sich wie gewohnt progressiv, scheuen nicht vor dem Einsatz von echten Streichern oder dem Saxophon (´Sloth´) zurück, der jeweiligen Stimmung jederzeit gerecht werdend. So ein Song wie „500 Years“ lebt von so viel unglaublich geilen Schichten im Gitarrensound, das ich die fast psychedelischen Muster der großen Fields of the Nephilim oder gerne auch der Götter Katatonia im schleifenden Puls der Leads wahrnehme. Sehr intensiv, sehr kraftvoll werden Schicht um Schicht gestapelt, die Wand wird hoch gezogen. Die immer wieder, gerade in den ruhigeren Parts Pink Floyd-affinen Stimmungsbilder gelingen den deutschen Postrockern unglaublich gut, und trotzdem ist das nicht Post Rock von der Stange, eher sehr erhabener Instrumental-Rock mit vielerlei Einfluss aus dem modernen Metal. Die Progressivität bleibt immer der Dynamik, der Gesamt-Atmosphäre untergeordnet, das Album fließt über knapp 1 Stunde, fordert jede Sekunde Aufmerksamkeit, die durch die vielen Stimmungsbilder Kurzweiligkeit in jeder Sekunde erzeugt. Grundsätzlich kann man sich in vielen Momenten stimmige Gesangs-Parts hinzuträumen, sind die Songs doch teilweise sowas von schmissig auf den Punkt, das mit Gesang so mancher Hit denkbar wäre. Anyway, das ist nicht Konzept, Plan der Band-muss man akzeptieren. Fazit: Stark produzierte Post-Rock/Metal Platte für alle da draußen, die progressiv ausgerichtete Rockmusik mit Stimmung/Atmosphäre lieben. Die Band hat noch mal in ihrer Diskographie eine Schippe drauf gepackt, ein wichtiges Thema zum Konzept gemacht-dafür Respekt!

(R.Bärs)

Format: CD
Vertrieb: EDEL / EarMusic
 

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