Nachdem es lang ruhig um das John-Steam-Label, einem kleinen Tape-Label aus Berlin, gewesen war, erblickte das oben genannte Split-Tape Ende 2020 das Licht der sich veränderten Welt. In einer für ein Kleinlabel gehörigen Kleinauflage von 50 goldenen Tapes und einer feinen Covergestaltung kommt es daher und versteht alle, die hören können und wollen, mitzunehmen. Und zwar zunächst in das Wohnzimmer des Herrn Flanell, der hier die Geräusche seiner Heizung zur Grundlage des Teils seiner Aufnahmen gemacht hat.
Wenn man die Verspieltheit dieser Stücke in den Kontext stellt, das heißt, wenn man bedenkt, dass der Tausendsassa Flanell nicht nur schreibt, Musik macht und herausgibt, sondern auch das Fanzine Renfield, das den Untertitel Rock ´n Roll und Krimskrams trägt, gestaltet und füllt, wird klar, wohin diese, seine Reise dann geht. Man hört hier demnach weniger das Finstere eines Musikers im Beengten des Zimmers, sondern Krimskrams, eine hier und da leicht übersteuerte Drum-Maschine und konventionelle Instrumente wie Gitarre und Bass, die auf den Heizungsgeräuschen wie ein Vögelchen sitzen, das dann sogleich abhebt und losfliegt. Kurzweilig und launig ist das.
Die zweiten 30 Minuten gehören Little Naitsabés Rebok, der gleich mit einer hübschen Anleihe an Trios Dadada beginnt. Dazu kommt das Spiel eines Saxophons und rückwärts laufende Loops. Im Weiteren kommt irgendwie auch ein Saxophon vor, oder zumindest etwas, das daran erinnert. Auch hier groovt es. Immer wieder, schlagartig.
Da ist dann noch ein Schlagzeug, ein Bass und eine Gitarre, die neben Bläsern das Stück Queenston verschönern. Dieses erinnert schwer an einen Dub. Danach ein Blues, der dazu auffordert, sich an den Morgen zu erinnern. Hier dann auch Vogelgezwitscher. Und Streicher, das heißt ein Violoncello, ein mit einer Roland-Drum-Maschine gemachtes Stück, inklusive Handclaps. Auf There ist a Ghost dann ein Pfeifen.
Neben Sprachsamples und sehr zurückgenommener Soundkulisse, stechen auch hier immer wieder Kleinigkeiten hervor, die die Stücke füllen aber niemals übermäßig machen. Das lässt alles irgendwie wippen, macht Spaß.
Am Ende der 30 Minuten der Seite von Rebok befinden sich noch zwei Remixe, die nur auf der Digitalversion zu hören sind. Diese kann über die Label-Seite auf Bandcamp heruntergeladen werden.
Allen, die ihre Tape-Sammlung aufbessern oder ein Stück lebendiger DIY-Kultur auf ihre Festplatte bannen wollen, sei dieses Tape wärmstens empfohlen. (awk)
Format: TAPE |