Die Pinoreks, eine Band, die ursprünglich aus Rathenow kommt, dann nach Potsdam übersiedelte und mittlerweile teilweise auch in Berlin zuhause ist, wurde etwa 1999 gegründet. Vorher waren die einzelnen Mitglieder in anderen Bands tätig. Oli oder Megel der Sänger zum Beispiel, saß vor der Gründung der Pinoreks bei L.S.K. am Schlagzeug. Aus diesem Grund trommelt er bei Live-Konzerten hier und da auch schon gern noch mal mit. Der Bassist Deutsche war früher ebenfalls bei L.S.K. Dort allerdings der Gitarrist. Und er war bei den Elektromagneten, denen auch Axel, der hier nun die Gitarre spielt, angehörte. Wie das anfangs immer so ist. Man probiert sich aus, und irgendwann kommen die Leute zusammen, mit denen es langanhaltend funktioniert. Das scheint bei dieser Band der Fall zu sein. Schließlich gibt es sie mittlerweile seit mehr als zwanzig Jahren.
Die Texte der Pinoreks sind allesamt englisch und entstehen mit der Musik, die vorher schon da ist. Sie haben mit den Bandmitgliedern, dem Umfeld und den ganz persönlichen Eindrücken und Emotionen zu tun, die Oli, der sie schreibt, so hat. Es fließen aber auch ältere englische Gedichte in die Texte mit ein.
Zum Bandnamen gibt´s eine lustige Anekdote. Der entstand wohl im Proberaum, als am Schlagzeug herumgebastelt wurde. Das Trommelfell sollte gespannt werden, doch der Name für den Schlüssel zum Spannen fiel dem Schlagzeuger, oder wer sonst am Schlagzeug saß, um die Felle zu spannen, nicht ein. Also nutzte er ein synonymes Wort dafür. Gib mal den Pinorek, soll es dann geheißen haben. Ein Wort, das einen x-beliebigen Gegenstand meint. Ähnlich also wie man das Dings da, oder das Teil sagt. Und weil niemandem etwas Besseres einfiel, blieb es bei diesem Namen.
Das erste Album der Pinoreks erschien 2005 auf Moon Records. Es folgten: „Indifferent Topic“ (2009) auf eben demselben, „Behind and Beyond“ (als CD 2015 und als LP 2016 in Eigenproduktion). Und nun „Dead Inside“ (ebenfalls in Eigenproduktion). Das vorliegende ist also vierte Album der Band. Deshalb auch die vier Striche auf dem Cover, die jedoch so angeordnet wurden, als handelte es sich hier um eine Fünf. Die Band nimmt sich eben selbst nicht so ernst.
Die Musik auf „Dead Inside“ erinnert an den New-Wave bzw. Post-Punk der 1980er Jahre, etwas an The Sound oder Gang of Four, vor allem aber an Die Vision und Die Art, die Ende der 80er in der DDR aktiv waren. Selbstverständlich geht das zeitlich noch weiter. So kamen mir zum Beispiel Interpol in den Sinn, die 2004 ihr Album „Antics“ herausbrachten.
Grundsätzlich, und das macht mir die Pinoreks so sympathisch, schwankt die Musik zwischen den Extremen, zwischen überwältigender Hymne einerseits und dem Dilettantismus andererseits. Diesen bekommt man aber erst nach mehrmaligem Hören tatsächlich mit. Soll also heißen, dass die Band ihre Instrumente beherrscht, doch irgendwo ist da auch noch etwas Unrundes. Vielleicht entsteht dieser Eindruck, weil hörbar versucht wurde, alles punktgenau einzuspielen. Vielleicht ist es aber auch das, was die Pinoreks von Bands unterscheidet, die zwar vom Sound her brillant sind, aber immer irgendwie den Eindruck machen, als wäre das Ganze etwas über das Maß produziert. Das heißt, die Musik der Pinoreks ist sauber, aber nicht aufgeblasen. Sie hat durchweg Songs zu bieten, die hitverdächtig sind und holt dabei all jene ab, die das Unrunde der 1980er noch erlebt oder Mitte der 2000er all jene Bands gehört haben, die von der Unvollkommenheit, dem mitgeschleppten Rest des Punks, zumindest schon mal irgendwo, irgendwas gehört haben. (awk)
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