Sascha ist tot. Sascha war in Leipzig eine Institution als Drucker der alten Schule und der älteste bzw. beste Freund von Hans Karte. Er wurde wie so viele in dieser Zeit viel zu früh im vorigen Jahr abberufen. Um das Unfassbare fassbar zu machen, hat Hans Karte mit seinem Projekt ANTLERS MULM den persönlichen Verlust nun verarbeitet, da es mit der Malerei erst einmal nicht so funktionieren wollte. „Sailing Orders Given“ ist dann mit Abstand das wärmste, melodische und melancholischste Werk von ANTLERS MULM seit langem geworden. Am auffälligsten und prägnant für die Melodieführung der meisten Songs sind diesmal Akkord-Samples eines Kontrabass und die wieder sehr sonore Stimme von Hans Karte. Ansonsten schlingert, blubbert und pulsieren die elektronischen Sequenzen wie immer, nur diesmal vielleicht noch etwas konzentrierter ins Song-Korsett. Ausnahme sind die beiden langen bis sehr langen ambienten Tracks „Landing Lights“ und „A Last Day“, wobei letzterer im ersten Teil fatal an die legendäre hypnotisch-mäandernde „Östenbräun“-Kollaboration von DEATH IN JUNE mit LES JOYAUX DE LA PRINCESSE erinnert. Zum Schluss werden dann noch einmal die alten Druckmaschinen angeworfen, was einen zwar abrupt aus den einlullenden Ambientschleifen reißen, aber als Hommage an Sascha unverzichtbar ist. Mein Album des Jahres, wenn es auch besser gewesen wäre, wenn es nicht erscheinen hätte müssen! 44 Exemplare gab es von der CD-R und längst aus, aber von den 33 Tapes gibt es noch welche und den Download über Bandcamp sowieso. (Marco Fiebag)
Format: MC/CD-R/DL |
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