Kennt Ihr auch diesen Moment, wenn einen ein Album völlig unerwartet wie ein Leuchtstrahl trifft, welches man vorher gar nicht so auf dem Schirm gehabt hat? Jetzt bei mir geschehen mit „Schuld & Sühne“ von der ST. MICHAEL FRONT! Zwar kannte ich das Hamburger Neo Folk Pop-Duo schon durch ihr Demo und die Debüt-EP auf Staatsakt, worauf ich damals auch gleich ein Interview mit den beiden „Brüdern“ fürs BLACK geführt hatte. Allerdings verlor ich mit erscheinen des ersten Albums „End Of Ahriman“ irgendwie das Interesse, da dieses nichts wesentliches Neues zum Demo und der ersten EP hinzufügen konnte. Doch jetzt beim zweiten Streich ist das anders, denn die ST. MICHAEL FRONT singt nun in deutscher Sprache, was zwar im Genre des heimischen Neo Folk nicht wirklich neu ist, aber man sich lyrisch schon deutlich von den einschlägigen Kollegen absetzen kann. Gerade diese Texte sind es jedoch, die im Moment absolut zutreffend für mich sind, berühren, trösten und Hoffnung geben. Mag sein, das Songs wie „Knochen & Blut“, „So weit nach draußen“, „Schwarzer Engel“ oder „Wir sehen uns wieder“ in ihrer Machart dem Schlager ähneln mögen, jedoch nichts mit dem aktuellen Kirmes-Tingeltangel von Fischer, Kaiser oder Reim gemein hat, sondern eher an ehrwürdige Barden wie Freddy Quinn oder Heino erinnert. Musikalisch bietet „Schuld & Sühne“ dagegen nichts wirklich Innovatives und so schrammelt die Akustik-Gitarre stoisch in bester DEATH IN JUNE-Manier, grummeln martialisch die Pauken, kleistern einfache Keyboard-Spuren und tröten Morricone-Trompeten dazu. Zwar gibt es hier und da auch gewisse westdeutschen Kriminalfilmmusik-Referenzen im Stile von Martin Böttcher oder Peter Thomas, die allerdings wirklich nur ganz aufmerksamen Hörern auffallen werden. Dieser minimalistisch bis zuweilen trashig wirkende Klangteppich wird durch die bereits erwähnten Texte und die charismatisch-pathetisch-kräftige Stimme von Bruder Sascha Schäfke aber auf eine völlig andere Ebene gehoben. Mir sind bei diesem Album die von meinen Zunft-Kollegen bisher geäußerten musikalischen und ästhetische Bedenken jedenfalls völlig egal, denn die ST. MICHAEL FRONT hat mich erleuchtet und wird mich wieder auf den rechten Pfad zurückbringen, mag er auch durch Blut, Tränen und Schmerz führen! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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