ANITA LANE – Sex O’Clock (LP/CD)

Die Australierin Anita Lane gehörte seiner Zeit zum Tross um THE BIRTHDAY PARTY und als die wilde Truppe um Nick Cave & Roland S. Howard beschloss nach London übersiedelten, war sie natürlich mit dabei. Da Anita Lane auch eine Liebesbeziehung mit Nick Cave hatte, folgte sie ihm ebenso in sein neues Exil West-Berlin nach. Für den australischen Junkie-Dunkelmann kam dies jedoch etwas überraschend, als sie dort unangemeldet in der Wohnung von Mark Reeder aufschlug, wo Nick Cave Anfangs Unterschlupf gefunden hatte. Später wird sie zu Protokoll geben, dass sie wünschte, sie wäre diesem Mistkerl nie begegnet! Auch nach dem Ende ihrer toxischen Liaison mit Nick Cave blieb sie zumindest musikalisch dessen Umfeld treu und schrieb sogar für die BAD SEEDS mit „Stranger Than Kindness“ einen ihrer schönsten Songs. Des Weiteren lieh sie ihre lasziv-verführerische Stimme u.a. Barry Adamson, DIE HAUT, EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, THE MEMBERS OF OCEAN CLUB, Hugo Race und insbesondere hervorzuheben, Mick Harvey für sein ambitioniertes Serge Gainsbourg-Tribute-Projekt. Letzter wurde auch der musikalische Direktor für ihre zwei Solo-Alben „Dirty Pearl“ (1993) und „Sex O’Clock“ (2001). Privat hatte Anita Lane dagegen weniger Glück mit den Männern und nach Nick Cave führte sie so einige Beziehungen, aus denen mehrere Kinder entstanden. Sie trat halt im Leben wie auch in der Musik lieber einen Schritt auf den Abgrund zu, als davon zurück. Am 28.04.2021 ging dann völlig unerwartet und mit nur 61 Jahren viel zu früh, Anita Lane von uns und man munkelt, dass sie auch an gebrochenen Herzen starb bzw. das Ende der Beziehung mit Nick Cave nie richtig verwunden hätte. Mute Records legt nun zu ihren Ehren bzw. 20 Jahre nach Veröffentlichung, das letzte Album „Sex O’Clock“ neu auf und dabei auch erstmals im Vinyl-Format. Auf „Sex O’Clock“ machte sie neben eigenen Songs, auch sich wieder fremdes Liedgut zu eigen und coverte in ihrer so unschuldig-betörenden Art Songs von Gil Scott Heron und Simon Bonney. Ein absolutes Highlight jedoch der letzte Titel des Albums, was eine überirdische Interpretation der italienischen Partisanen-Hymne „Bella Ciao“ ist und das lange bevor diese in einer Kirmes-Techno-Pop-Version die Charts stürmte! Musikalisch ist auf dem Album die frankophile Handschrift von Mick Harvey überdeutlich und man könnte dieses problemlos zwischen seinem „Intoxicated Man“- und „Pink Elephants“-Alben einordnen. „Sex O’Clock“ wurde ungewollt zum Schwanengesang von Anita Lane und erfährt nun mit der Neuauflage hoffentlich seine entsprechende Würdigung, welche ihr zu Lebzeiten leider nur im engen Kreis entgegengebracht wurde. Nick Cave äußerte sich zum Abschied übrigens wie folgt: „Anita war mit einer ungezügelten, instabilen und tödlichen Energie aufgeladen, die ihr ihr ganzen Leben folgen sollte – sie war mit Abstand die Klügste und Talentierteste von uns allen gewesen“! Dem ist eigentlich nichts weiter hinzuzufügen, außer: Ruhe in Frieden du rotblonder Engel!
PS: Leider musste auf Grund der Länge des Albums der Titel „The Petrol Wife“ auf der Vinyl-Version ausgespart werden, ist jedoch im Download und auf der CD enthalten. (Marco Fiebag)

Format: LP/CD
Vertrieb: Mute / PIAS
 

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