Früher war alles besser und im Falle der kanadischen EBM-Legende FRONT LINE ASSEMBLY trifft das irgendwie auch zu! Seit der Jahrtausendwende hat Bill Leeb mit seinen temporären Mannen nichts vergleichbares mehr hinbekommen, was nur annähernd an ihre erfolgreichen Großtaten zwischen „Gaustic Grip“ und „Hard Wired“ anschließen konnte. Das ursprüngliche NOISE UNIT-Projekt war 1989/90 eine Kollaboration mit Marc Verhaeghen von THE KLINIK und brachte damals mit den beiden Alben „Grinding Into Emtiness“ und „Response Frequency“ soliden harten Electro zu Stande, welche die jeweiligen Merkmale beider Bands ganz gut verband. Die folgenden CDs „Strategy Of Violence“ und „Decoder“ waren dann ohne den belgischen Part von Mark nur noch eine Restrampe von ausgemusterten FLA-Tracks. 1996 versuchte man jedoch noch einmal die Zusammenarbeit mit Marc Verhaeghen, welche jedoch in einem kreativen Vakuum mündete. Das Label Off Beat sah sich daher genötigt, HAUJOBB nach Belgien ins Studio zu schicken, um so das Album „Drill“ noch irgendwie zu retten. Daniel Myer sagte später dazu nur, dass es erschreckend war, festzustellen, dass DIE eigentlich gar nicht können! Danach verlor ich NOISE UNIT völlig aus den Augen wie Ohren und spätestens um 2000 herum auch FRONT LINE ASSEMBLY. Rund 20 Jahre später sehe ich mich jetzt mit einem neuen NOISE UNIT-Album konfrontiert und sofort drängt sich wieder das Gefühl einer Resteverwertung vom Haupt-Projekt auf. Trotzdem lassen einzelne Momenten davon aufhorchen, aber insgesamt kann man hier leider nicht von einem richtigen Album sprechen. Wenn man diesen Anspruch jedoch erst einmal abgelegt hat, kann „Devinator“ definitiv schon Spaß machen und für Kurzweil sorgen. Bill Leeb’s Gesang pendelt dabei zwischen dem typischen Alien-Fauchen und Flüster-Vocoder, so das der Gastauftritt von Raymond Watts (PIG) für eine deutliche Abwechslung sorgt. Mit dem kehligen Gesang und den amerikanischen Gitarrenparts fällt dieser völlig aus dem Rahmen und wäre eventuell auf einem PIG- oder KMFDM-Album besser aufgehoben gewesen. Bester Track meiner Meinung nach ist „Recognize“, der mit leicht groovigen Beats, mittleren Tempo und einer etwas methodischeren Vocal-Leistung von Bill Leeb aufwarten kann und auch 1992 auf dem Erfolgs-Album „Tactical Neural Implant“ von FRONT LINE ASSEMBLY eine gute Figur gemacht hätte. Allgemein ist die zweite Hälfte von „Deviator“ von der Atmosphäre her etwas geschlossener, als der holprige Start und letztendlich wird der geneigte FLA-Fan auch nicht um dieses Album von NOISE UNIT herum kommen! (Marco Fiebag)
Format: 2LP/CD |
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