Man mag ja von der australischen Dark Wave-Formation IKON halten was man will, aber in den letzten Jahren haben sie es doch etwas arg mit den Wiederauflagen alter Veröffentlichungen bzw. Singles-, Live- & Demo-Compilations übertrieben. Die Diskografie von CHIRON, der Band des ehemaligen IKON-Sängers Michael Carrodus ist dagegen recht übersichtlich und „The Sun Goes Down“ das erste richtige Album nach sehr langer Zeit. Inzwischen ist CHIRON zum Trio geschrumpft und neben IKON-Bassist Dino Molinaro noch Leanne Coe mit ihrem Saxophon an Bord. Gerade dieses für Bands aus dem Dark Wave-Genre ungewöhnliche Instrument (von den THE PSYCHEDELIC FURS mal abgesehen) sorgt im Soundgewand von CHIRON für eine frische Note und erinnert gleichzeitig an die alten CLOCK DVA zu „Advantage“-Zeiten. Natürlich klingt die dunkel-volle Bariton-Stimme von Michael Carrodus (inzwischen Aliani) immer noch nach Ian Curtis und Adi Newton (bzw. nach alten IKON) und der Bass nach Post Punk, aber der Rest ist schon deutlich elektronischer, rhythmischer bis experimenteller gehalten. Nach einigen Durchläufen stellt sich jedoch schnell eine latente Sogwirkung ein, der man sich schwer entziehen kann und das Album zu einem frühen Höhepunkt des noch jungen Jahres 2022 macht! „The Sun Goes Down“ endet übrigens mit einem absolut lässigen Remix von „Darker Days“ durch Jean Marc Ledderman (u.a. THE WEATHERMEN), welcher nicht etwa die Sonne unter gehen, sondern regelrecht aufgehen lässt! Gebt CHIRON unbedingt eine Chance, denn das Album hat weitaus mehr Aufmerksamkeit verdient und die vor allem über die regulären IKON-Kreise hinaus gehen sollte. (Marco Fiebag)
Format: CD |
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