Vor gut einem halben Jahr erschien hier ein Review zu einem sehr sehr ähnlichen Albumtitel der Herren Horn und Veljanov. Nur 7 Monate liegen zwischen Dual und Dual+. Ernst Horn und Alexander Veljanov wissen offensichtlich sich die Zeit zu vertreiben, um die Corona-Zeit mit nur begrenzten Möglichkeiten für Live-Auftritte, zu überbrücken. Dual+ ist die Fortsetzung ihres Projektes, ihnen lieb und teure Lieder zu covern und ihnen eigene Stücke gegenüberzustellen.So beginnt die Platte mit einem der schönsten Stücke, einem Wiegenlied aus der Feder Ernst Horns. Enden tut das Album auch mit einem Wiegenlied, allerdings geschrieben vom russischen Komponisten Michael Glinka (1804-1857). So ist der Rahmen des Album gesteckt. In diesem Rahmen finden sich sehr außergewöhnliche Cover-Versionen von Künstlern wie Pink Floyd (noch aus deren Anfangstagen stammt das Lied „Set The Controls For The Heart Of The Sun“), REM („Losing My Religion“ solide von Ernst Horn am Piano umgesetzt und ein weiterer Höhepunkt des Albums) und „Mr DNA von Devo. Letzteres ist allerdings für meine Ohren ein nervtötendes und im krassen Gegensatz zum Rest des Liedguts stehendes Stück Musik. Aber gut, davon gibt’s ja für gewöhnlich bei den Lakaien immer eines auf jedem Album.
Zwischen diesen Covern befinden sich Eigenkompositionen, die dem musikalischen Können dieses Duos, die Melancholie stimmungsvoll und frei von Kitsch klanglich umzusetzen, ein weiteres Monument setzen. Bereits auf Dual war der Song „Run“ zu hören. Hier erklingt er in einer „2nd Version“, ähnlich wie „Dark Star“ seinerzeit 1991 und ist so ein formvollendeter Soundtrack für die innere Einkehr, der aber garstiger Weise recht abrupt endet.
Die B-Seite beginnt mit dem besagten REM-Cover. Hat man dann „Mr DNA“ überstanden, kann man nur noch die Augen schließen und sich zurücklehnen. „Altruist“ ist eine traurige Ballade von Abschied und Pflichterfüllung, dem Zurückstellen eigener Bedürfnisse, ohne dafür Dank und Zuwendung zu erhalten. Vor dem russischen Wiegenlied, welches Veljanov dann auch in eben dieser Sprache singt, wurde noch ein clubtaugliches Lied aufgelegt. „Fork“, und der Name ist Programm. Ernst Horn hat hier seine Betrachtungen zur „Gabel“ aufs Papier gebracht. Ganz ehrlich, wem ist die ewige Konkurrenz zwischen Messer und Gabel noch nicht aufgefallen. Der tägliche Kampf um die Vorherrschaft auf dem Tisch. Das kleine garstige Messer will immer schneiden und kennt kein Ende. Mutter Gabel, darüber ja eigentlich erhaben, muss es gewähren lassen und steht dennoch über den Dingen.
Beim Wiegenlied sollten die Augen besser offen bleiben. Da mein Plattenspieler nicht selbst die Nadel zurückführt, rotierte der Teller bereits zweieinhalb Stunden als ich wieder aufwachte. „Dual+“, die kleine Schwester von „Dual“, ist aus meiner Sicht nicht ganz so stark wie das Doppelalbum zuvor. Sie steht aber nur teilweise im Schatten, denn immerhin enthält sie ja auch nur gut die Hälfte an Inhalt. Dieser ist aber meist intensiv und bereichernd für die Ohren und das Gemüt. (M.W.)
Format: CD / 2LP |
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