Für viele war es ein Schock im letzten Jahr plötzlich die Nachricht zu lesen, Gabi Delgado sei im Alter von nur 61 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben. Zweifellos war es auch für seinen DAF-Partner, Robert Görl, ein Schlag vor den Kopf, war doch geplant in Kürze an einem neuen Album zu arbeiten, dass auf Grundlage alter Aufnahmen aus früheren Tagen auf den Weg gebracht werden sollte.In einem Interview in der Radiosendung „Elektrobeats“ erzählte Görl, dass er dann doch sehr schnell den Entschluss fasste, das Album im Alleingang auf den Weg zu bringen, da viele Songgerüste bereits standen. Einen Ersatz für Gabi zu suchen, kam nicht in Frage, auch wenn keine Gesangsspuren von ihm zur Verfügung standen.
Nun hat Robert Görl geliefert: Nach dem ersten Hören ist klar, es ist ein klassisches DAF-Album geworden. Der Gesang von Robert Görl klingt natürlich etwas ungewohnt aber sonst bekommt man genau das, was man von DAF kennt und vielleicht auch erwartet. Das letzte Album, „Fünfzehen neue DAF-Lieder“, entsprach 2003 ja eher dem Zeitgeist in dem es erschien. Aber hier haben wir es mit Originalbändern aus der Blütezeit von DAF, Anfang bzw. Mitte der 1980er zu tun, die Robert Görl aufpoliert und mit Texten versehen hat. So sind die tanzbaren Rhythmen zum Beispiel bei Liedern wie „Kunststoff“ oder „Wir sind wild“, so vertraut, weil sie einen an Klassiker wie „Verschwende Deine Jugend“ oder „Als wär’s das letzte Mal“ erinnern. Das Stück „Das Pur Pur Rot“ klingt wie eine Fortsetzung von „Der Räuber und der Prinz“, was auch vom Text unterstützt wird, der sich mit Erlebnissen tief im Wald beschäftigt. Vielleicht leben Räuber und Prinz ja jetzt zusammen im dichten Fichtendickicht.
Auch die B-Seite ist voll von Zitaten des legendären DAF-Oevres und Robert Görl macht seine Sache – auch als Sänger – wirklich gut. Er hat laut eigener Aussage damals viele Songideen selbst in der Wohnung, die er und Gabi sich seinerzeit in London teilten, auf’s Band gebracht, wenn ihm nach Experimenten und dem Anlegen neuer Klänge war. Gabi ließ ihn gewähren und genoss das Dasein als frischgebackener Topseller bei Virgin. Dies ist ein Grund, weshalb es keine alten Gesangspuren und Texte von ihm zu den Liedern gibt, die nun auf „Nur noch einer“ in Erscheinung treten. Im Kopf spukt er einem als Hörer aber mit Sicherheit herum und auch bei Robert Görl lässt sich das vermuten, wenn man seine Texte hört, ohne dass er gesanglich seinen Kompagnon dabei zu kopieren versucht. Die Platte lohnt sich nicht nur für Nostalgiker, sondern für alle Freunde elektronischer, minimalistischer Tanzmusik und wir sagen „Danke“ an Herbert Grönemeyer, dass er Robert Görl die Veröffentlichung eines neuen DAF-Albums auf seinem Label ermöglicht. ( M.W.)
Format: CD / LP |