In Sachen schwebenden Shoegaze/Postrock/Dreampop haben die Belgier vor einigen Jahren mit bereits 3 wundervollen Releases sanfte, aber nachdrückliche Fussabdrücke im Genre hinterlassen. Nach dem 3.Release „Disappearence“ aus dem Jahre 2014 ist nun doch einiges an Zeit ins Land gegangen. Bereits der Opener „The Brightest Explosion“ wirkt wie die perfekte Vermählung all der traumhaften Eleganz großer Slowdive-Momente mit der momumentalen Epik des Über-Albums „Aegetis Byrjun“ der Isländer von Sigur Ros. Die Wall of Sound drückt sanft, schiebt mit wogenden Bässen und schimmernden mäandernden Gitarren den Hörer hinein in dieses wundervolle Album, welches ich im Dauer-Repeat gar nicht mehr verlassen mag. „Sore Memories“ als Album öffnet vor meinen geistigen Auge statt des aktuellen Winters eher Momente eines lauen Sommerabends voller Entrücktheit, Liebestrunkener Sehnsucht und Abschiedsfeeling mit einem Lächeln im Gesicht. Sanft treibt dieses Album durch einen hindurch, immer und immer wieder, schafft verlorene, vor sich hin kreisende Gedankenwellen, um in gewissen Songs/Momenten zuzupacken, konkret zu werden, die melancholische Passivität punktuell verlassend. Die Intensität ist jederzeit greifbar, nur um im nächsten Moment wieder rauschartig mit einem Meer an himmlischen Gitarren-Akkorden in den Äther zu fließen, so dass ein Loslassen für mehr als 70 Minuten Musik erneut einen dankbaren Moment voller Eskapismus schafft. Der Sound, die Melodien sind wie Medizin für die Seele bzw. innere Welt in einer immer befremdlicheren Außenwelt. Ein stetiges Spiel aus pastoralen, feierlichen Postrock-Momenten, zelebriert in vielen ausschliesslich instrumentalen Parts, lassen die Momente in Schönklang, welche die mehrstimmigen Gesänge, welche aufs vortrefflichste an die vielen großen Slowdive-Momente erinnern, im Besonderen glänzen. Ich persönlich hätte nichts dagegen gehabt, würde jeder Song mit Vocals versehen sein, dafür gelingt dies den Belgiern viel zu gut. Alles ist in Melancholie-trunkenen harmonischen Melodien gebettet, die mit feinen dynamischen Drums und viel Hall auf Gitarren und Bass dieses akustische Meer zaubern, welches wahlweise hintergründig durch einen durchströmen kann und darf oder gerade im direkten Zugang bei voller Lautstärke oder unter Kopfhörer direkt durch alle Fasern fließt. Ein stetig warmer Sound-Teppich, die in klareren Tönen verspielten Drums, welche ein wundervoller Kontrast zum ansonsten tief in Bässen driftenden Klangbild, ergeben ein absolut stimmiges Gesamtbild, erfinden das Genre natürlich nicht neu, dürften aber gerade Freunde von perlenden Shoegaze-Pop und entrückteren, sanften Postrock-Klängen zu begeistern wissen. Songs wie „Missing Pieces“ oder vor Allem in den langsamen SchwebeTracks “ Promises of Rain“ und „In a Blue Cold Cloth“ wissen auf perfekte Weise komplett entschleunigt, kosmisch klar mit entrückt schwebenden Vocals tief in Weite und Atmosphäre zu tauchen, einfach wundervoll! In Sachen perlenden Gitarren-Sounds gibt es absolut nichts zu bemängeln, Freunde des melancholisch schwebenden Schönklangs dürfen sich in diesen langen, driftenden Songs jederzeit verlieren. Höre ich zum Ende des Albums Songs wie das 10-minütige „Frozen Sand“ oder den Rausschmeisser „The Air Bride“ mit 9 Minuten bleibt am Ende tatsächlich für mich die Frage offen, wieso man nicht noch mehr mit diesen so schön in Szene gesetzten mehrstimmigen Dream-Pop Vocals gearbeitet hat, denke ich doch es hätte dem Album die Krone aufgesetzt, da dies einfach kongenial an die Urväter Slowdive oder wahlweise Sigur Ros erinnert und einfach stimmig in jedem Detail die melancholische Atmosphäre und Stimmung auf den Punkt zu intonieren weiß. Gerade in diesen beiden Songs wird angedeutet, wie kraftvoll rockig die Belgier vielleicht so ein ums andere Mal die Dynamik-Kurve mit noch mehr Power und rauschhaften Wall of Sound hätten speisen können. Am Ende bleibt ein episches ausladendes Album voller entrückter Momente, Gitarren schwerst in Hall getaucht, perfekt zum Liebe machen, Träumen, melancholischen Sinnieren oder einfach nur Balsam für die Seele. Riesen Kompliment und ne 9 von 10!!!
(R.Bärs)
Format: CD / LP |