Richard Kruspe ist einer der beiden Gitarristen von RAMMSTEIN und offensichtlich nicht bei seiner Band ausgelastet sowie von einem gewissen Sendungsbewusstsein angetrieben. So hat er seit 2007 schon drei Alben unter dem Banner EMIGRATE veröffentlicht, die allesamt der typisch amerikanischen Spielweise des sogenannten Industrial Rock frönten und deutlich von MARILYN MANSON beeinflusst waren. So weit so gut, aber dabei auch die Frage nach dem warum gestattet? Er selbst begründet EMIGRATE mit einer Freiheit die er braucht, um sich musikalisch selbst zu verwirklichen. Dies sei ihm gegönnt, hat er doch zusammen im Kollektiv mit seinen anderen Kollegen von RAMMSTEIN etwas Einzigartiges und Bleibendes geschaffen. Leider kann man das von den bisherigen EMIGRATE-Werken nicht behaupten, denn genießen diese meist zur Veröffentlichung ihre temporäre Aufmerksamkeit, welche allerdings nur durch den Schatten seiner Hauptband generiert wird. Handwerklich ist das alles natürlich trotzdem auf hohen Niveau und der englische Gesang von Richard Kruspe inzwischen richtig gut geworden. Nun gibt es ein viertes Album mit dem passenden Namen „The Persistence Of Memory“, welches so eigentlich gar nicht geplant war. Ursprünglich war eine Vinyl-Box mit den drei bisherigen Alben vorgesehen, zu denen es noch eine Bonus-Platte mit bisher unveröffentlichten Tracks geben sollte. Beim sichten der Festplatten wurde daraus jedoch ein komplett neues Album und Richard Krupse spielte und mixte die alten vergessenen Tracks neu ein bzw. schrieb Teile davon komplett um. Herausgekommen sind dann 9 Songs, die deutlich elektronischer bis poppig-hymnischer daherkommen, als sonst von EMIGRATE gewohnt. „The Persistence Of Memory“ ist perfekt produziert, wobei der Sound mehr in Richtung aktuellem Gary Numan geht und die typischen Gitarren-Spuren angenehm differenziert-geschmeidig eingefügt wurden. So ganz scheint Richard Kruspe dann doch nicht darauf vertraut zu haben und brauchte noch einen „Aufhänger“ für das Album. Dieser ist eine Cover-Version des alten Elvis-Gassenhauer „Always On My Mind“, welchen die PET SHOP BOYS in den 80ern schon in Synth-Pop-Gefilde übertragen haben und der hier Till Lindemann seine Stimme leiht. Jener Part dürfte dann natürlich wieder für alle RAMMSTEIN-Fans interessant sein, der aber im Album-Fluss leider etwas störend wirkt. Denn Lindemanns englischer Gesang ist nun mal eine absolute Geschmackssache und insbesondere dann, wenn im direkten Vergleich Richard Kruspe kurz selbst zum Duett anstimmt. Von dieser schwülstig-theatralische Klassiker-Interpretation mal abgesehen, ist „The Persitence Of Memory“ überraschend eine runde wie kurzweilig-mitreißende Angelegenheit geworden, die laut Richard Kruspe eventuell der Abschluss einer Ära sein könnte! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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