KRISTOFFER GILDENLÖW – Let Me Be A Ghost (CD)

Der schwedische Fronter der Prog-Metaller um Pain of Salvation bringt sein 4. Soloalbum an den Start. Wer ein wenig um die persönliche Geschichte des charismatischen Sängers weiß, dem ist bekannt, das er vor Jahren durch Krankheit an der Schwelle zu Schlimmeren stand und dies, wie er selbst sagt, Ihn irgendwie in vielerlei Hinsicht veränderte. Waren die Vorgänger-Werke schon auf wundersame Weise sehr persönliche, jederzeit atmosphärisch eindringliche Werke, welche aber im Großen und Ganzen noch dem Wechselspiel aus klassischen ProgRock und allerlei Zutaten gewidmet wurden, so lässt „Let me be a Ghost“ eine wesentlich tiefere, stimmungsvollere Note zu. Das Album schwebt durchgehend, basierend auf Piano, akustischen Gitarren, tiefen Basslines und vielen orchestralen Elementen wird ein sehr dichtes Netz gesponnen, welches über Album-Länge nicht 1 Sekunde den Hörer aus dieser Märchenwelt katapultiert. Gildenlöw schafft eine imaginäre Traumwelt an Klängen, die sicherlich im weitesten Sinne an progressiven Rock gemahnt, aber eher einem sehr individuellen Ansatz findet, der in fast düster Chansonesken Walzern wie „Blame it all on me“ ganz neue Seiten des Schweden offeriert. Da schimmert schon fast ein Leonard Cohen oder Tom Waits-Einfluss durch die Akkorde oder man darf mit etwas Phantasie an die Welten eines Tim Burton denken. Ein Track wie „Falling, Floating, Sinking“ darf exemplarisch hervorgehoben werden, geleiten tiefe, abgründige Synths den sehr introvertierten, zerbrechlichen Gesang und definieren aufs Feinste eine sehr intime, fragile Stimmungsabfahrt. Im späteren Verlauf drücken massive schwer doomige Riffs und Drums den Song ins Bodenlose. „Fleeting Thought“ schwebt ebenfalls nächtlich entrückt Richtung Sternenhimmel und erinnert mich auf sympathische Weise an das Projekt Nightingale um Dan Swanö (Edge of Sanity und Produzenten-Gott), auf welchen ähnlich melancholischer Nordischer Progressive Rock zelebriert wurde. Alles klingt wie zu später nächtlicher Stunde aufgenommen, trunken vor Melancholie. Mit sanften Flamenco-Gitarren Akkorden badet „Fade Away“ in sensiblen, wehmütigen, ja sehr zerbrechlichen Tönen, welche dann in wohlig steigernder Dynamik-Kurve offen vertonte Emotionalität zur Schau trägt-einfach nur wundervoll und perfekt für die Jahreszeit! Unbedingt zu erwähnen ist das ebenfalls sehr atmosphärische, mit weiblichen Backing-Vocals bereicherte „Lean on me“, was in Stimmung und Eleganz sogar kurze David Sylvian Deja Vu´s verschafft, erinnert der spezielle Bass-Sound und die balladesk winterklare Akustik zum erneut sehr emotional, sehnsüchtigen Gesangs Gildenlöw´s frappierend an die Grandezza des Japan-Sängers.Der Titel-Song kommt in 3 verschiedenen Parts zur Geltung, mal poppig oder wie im 2. Teil davon sehr mystisch verklärt mit Phantasievollen Piano-Tupfern. Die traurig schwebenden „Still enough“ ,“Where i ought to be“ und vor allem der Rausschmeisser „Look at me now“ zeigen viel Innenschau und begeistern nochmal zum Ende hin mit feinen Melodien aus der nordischen Nacht-definitiv das mit Abstand persönlichste, schwermütigste, abgründigste Werk des charismatischen Schweden und es hätte kaum passender als zum nahenden Winter in meine Arme laufen können – Dauerbrenner seit Tagen! (R.Bärs)

Format: CD
Vertrieb: NEW JOKE
 

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