Wow, was für eine Kombination! Die Kollaboration aus dem Kopf von PRIMAL SCREAM und der Sängerin von den SAVAGES hat schon was! Das schürt natürlich sofort gewisse Erwartungshaltungen und gern erinnere ich mich noch an das letzte Album „Chaosmosis“ von PRIMAL SCREAM, welches auch schon wieder 5 Jahre zurückliegt. Dieses gefiel mit einem melodiös-poppigen „NEW ORDER“-Sound und süßen Duett-Gesang mit diversen Chanteusen ungemein. Auch Jehnny Beth überzeugte mich neben ihrer eigenen Band mit ihren grandiosen Gastauftritten bei den GORILLAZ, IDLES und TRENTEMÖLLER. Des weiteren war ihr Solo-Album „To Love Is To Live“ aus dem letzten Jahr eine faszinierend widerborstige Angelegenheit gewesen. Da erwartet man beim Zusammentreffen dieser beiden starken Persönlichkeiten schon eine immense musikalische Explosion, aber wie das immer so mit den Erwartungen ist, werden diese meist enttäuscht. So lässt mich „Utopian Ashes“ nach den ersten Hördurchläufen etwas ratlos zurück, denn die 10 Songs klingen völlig anders, als ich mir diese vorgestellt hatte. Zum einen ist die Präsenz von Jehnny Beth im Verhältnis zur Dominanz von Bobby Gillespie nicht ganz so ausgewogen, wie man es bei einem derartig veranlagten Projekt vermuten könnte. Zum anderen ist der Sound auf „Utopian Ashes“ ungewohnt sanft, folkig und stark Streicher- wie Sixtieslastig – genau alles das, was ich gerade nicht von einer Kollaboration dieser beiden Ausnahmekünstler erwartet hatte. Letztendlich braucht „Utopian Ashes“ jedoch seine Zeit und das Album zündete bei mir in dem Moment, wo ich gewisse Parallelen zu legendären Serge Gainsbourg-Produktionen erkennen konnte. Spätestens beim End-Song „Sunk In Reverse“ mit seinem catchigen „Hello! How Are You?“-Refrain hat mich das Album dann vollends eingefangen, was aber vielleicht auch am Thema von „Utopian Ashes“ liegen mag. Das Album erzählt die Geschichte einer erloschenen Beziehung, in der zwar noch etwas Glut vorhanden ist, aber längst kein Feuer mehr brennt. Gestörte Kommunikation und die Unfähigkeit, Gefühle zuzulassen bzw. auszudrücken kennen sicher viele Paare in der Beziehungskrise. Dazu kommen Entfremdung und das unvermeidliche Älterwerden, was ja meist in einer sogenannten Midlife-Crisis mündet. Ein Thema, was mich persönlich nicht nur vom Alter her betrifft, sondern auch sonst irgendwie berührt. Bobby Gillespie und Jehnny Beth kleiden diesen traurigen Zustand in einen melancholisch-bitteren Reigen, dessen beschwingt-zärtliche musikalische Umsetzung nicht unbedingt dazu im Kontrast stehen muss, denn wie schon gesagt, ist manchmal immer noch Glut unter der Asche! Großartiges Album, selbst wenn die Flamme auch erst auf den zweiten Blick entfacht wird. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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