OSI AND THE JUPITER – Stave (CD)

Ich muß gestehen, als selbsternannter Musik-Junk, das mir OATJ bis dato zwar ein Begriff waren, aber ein Hörerlebnis bisher ausblieb. Ja, verdammt, ich durfte jetzt nachträglich was Wundervolles entdecken. „Stave“ ist längst nicht ihr erstes musikalisches Output und jetzt, nachdem ich mich zuletzt mit der ganzen Diskografie rückblickend auseinander gesetzt habe, komme ich nicht umher, zu gestehen, Wahnsinns-Band. Wer archaischen bis entrückten nordisch angehauchten Folk mit Ambient und viel transzendenter Atmosphäre liebt, stösst hier in ein Wespennest. Ist das neue Album da schon fast als organisch und traditionell im Sinne des modernen Singer/Songwriter-Appalachen Folk Kontextes wahrzunehmen, fallen frühere Alben sehr Ambient-Like und wahrlich stimmungsvoll mystisch aus. Der Amerikaner Sean Kratz musiziert in ganz eigenen Umlaufbahnen, die Musik atmet Weite, Nacht und viel viel Atmosphäre. Ich muß gestehen und das gilt tatsächlich für alle Alben, es wird jedem Akkord, jeder Note, jeder Stimmung penibelst Raum und Zeit gegeben, zu leben und es ist nichts zu viel oder zu wenig. Im Vergleich zu Bombast-Nordic Folk Institutionen wie Wardruna ist die Stimmung intimer, waldiger, weniger Pathos-getragen, auch wenn diese gewisse Theatralik immer wieder durch exaltierte Vocal-Akrobatik seine Berechtigung erhält. Mehr noch baden Kratz und Co. in wundervoll archaischen, nächtlich meditativen Stimmungen und Sphären, knarzig holzige Instrumentarien werden von allseits präsenten, tiefen meditativen Ambient-Schleifen grundiert, Atmosphäre wird hier merklichst groß geschrieben und verschafft bei Kerzenschein wohlige Innenschau. Gerade das irgendwie unaufgeregte eingängig folkige „Folk of the Woods“ erinnert mich akustisch an das Abschiedswerk der großen 16 Horsepower, sieht man sich doch in Weite und Blick tiefer amerikanischer Wälder verlorengehen. Wer z.B. die schön kauzigen, frühen 2 Alben von Hexvessel liebt, die Stimmung der ganz frühen Of the Wand and the Moon liebt, könnte hier einen Bruder im Geiste finden, verwöhnen organisch, liebevoll in Stimmung gebrachte Streicher, Geigen und allerlei akustisches zur wohlig, zerbrechlich warmen Stimme mit passenden Ton. Sakrales, episches wie in „Wights“ dürfte Fans von Danheim, o.g. Wardruna direkt in die Karten/Ohren spielen, zieht der Geist weit weit über Baumwipfel durch den hohen Norden, wo kein Mensch gesehen. OATJ kleistern Sound-Technisch nichts zu, lassen aber ein gewisses Bombast-Moment in ihrer eher minimalistisch angehauchten Spielart immer ein begleitendes Maß erfüllen. „Old Ways“,  „In Death“ oder „Mountain Shamanism“ mit fein brüchigem Gesang rufen sehnsüchtig nach alten, einfachen, puristischen Zeiten, definitiv kleine Lagerfeuer Hymnen. Alles schreit nach Wald und Flur, dieser Sound ist so weit draußen, der Mond im vollsten Glanz oder die untergehende Sonne über Album-Länge ein stetiger Begleiter. Jederzeit wird dem puren Folk-Ansatz mit Hall auf dem Gesang oder sphärischen Synth-Elementen eine Dichte und Kraft addiert, die einen mystischen Schleier in jeder Sekunde um die sonst simplen Akkorde ergänzt. Das erinnert in seiner Herangehensweise an viele Spät 60er Psychedelic/Progressive Folk Helden, ist eine Variabilität in kleinen, aber feinen Dynamik/Nuancen ein ständiger Anspruch der Band. Stimmungsvoller, melancholisch atmosphärischer Appalachen Folk mit viel sphärischen mystischen Sound-Elementen, der sekündlich entschleunigt und die dunkle Jahreszeit begrüßt. Im Vergleich zu den früheren Alben definitiv klarer und komprimierter im Ansatz (wenn gleich das wundervoll Ambient-elegische 8-minütige „Eihwaz“ an alte Tage mahnt-einfach nur wundervoll) bleibt es eine meiner persönlichen Entdeckungen in 2021.

(R.Bärs)

Format: CD
Vertrieb: SOULFOOD
 

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