War es doch lange sehr still um die eigenwilligen Franzosen, so befeuern Sie seit kurzem mit regelmässigen Veröffentlichungen wieder den Markt und haben diesmal pünktlich zum Herbst sogar mit 2 vollwertigen neuen Alben viel Futter für die Ohren. Eines vorweg, enttäuscht wird mit den knapp 90min kein Fan der Band. Ich verehre die Franzosen seit vielen Jahren, macht gerade ihre Einzigartigkeit, ihr etwas Verqueres den einzigartigen Charme der Band aus. Der schwer zu definierende Mix aus Cold Wave, 80s Pop, angenehm experimenteller Electronica und der jederzeit allgegenwärtigen Aura des Weltvergessenen, viel sehnsüchtiger Melancholie ergaben immerzu einen wundervollen Cocktail eben dieser. Die Franzosen schließen nahtlos an ihre letzten Alben an, schaffen es sogar wieder ein wenig mehr, die so unnachahmliche driftende Melancholie so mancher selbst geschaffenen Klassiker aus den frühen 2000er Alben zu reproduzieren. Das Album „Hard Logic“ bietet mit Tracks wie „Halos“ exemplarisch diesen Hauch des Suchenden, Verlorenen in Sound und Text, treffen unterkühlte Sound-Teppiche auf diese so typische unterschwellige Verzweiflung. Provokante Tanzflächen-affine, dem New Wave sehr nahe stehende Mini-Hits wie „Me and Coltrane“ wirken überdreht und stellen einen guten Kontrapunkt zur sonst eher sehr kühlen wavigen Atmosphäre dar. Traumartige Film-like Sequenzen wie in „Rio“ atmen surrealen nächtliche Charme,eines der Qualität-Merkmale der Franzosen, wohin gegen „The Pendelum Swing“ mit erneuter New-Wave Kühle und etwas schrägen Akkorden den gewissen experimentellen, schrägen Charme des Duos unterstreicht. Mit dem schwebenden „Stroll“ spielen sie dann diese jederzeit präsente melancholische Kraft aus, die jedes ihrer Alben bzw. viele ihrer Oldschool-Hits so sehr vom biederen Szene-Einerlei abhebt. Dies mit Akkorden, Melodien, der puren sehnsuchtsvollen Kraft der Melancholie. Wunderschön, weil erneut der perfekte Brückenkopf aus wehmütiger 80er Jahre Nostalgie und aktuell elektronischem Zeitgeist. Das Instrumental „The Prickly Moon“ wirkt dann fast wie ein schrägeres Ambivalent zu einem alten M83-Stücks, während im Rausschmeißer „A Drowning Man“ kühle Eleganz durch wabernde Bässe und verspiele Synths mit dem so typisch traurigen Vocals G.Anthe´s den richtigen Ausklang definieren.
„Quirky Dance Memory“ hat so manch schönen tanzbaren Wave Hit in der Schleife-exemplarisch „Staring at the Sun“, „Blind Slingshot and a bad Arm“ oder das poppige „Nothing is“, welche jeweils von feinen Melodien leben und jeden Fan purer 80er Wave-Nostalgie glücklich machen sollten. „Mirage on the Highway“ gemahnt wieder an die Klasse eines David Bowie Pop-Songs, der allein schon durch Anthe´s Stimme jederzeit präsent ist. Erneut haben sich einige experimentell, fast Neoklassik-affine Sound-Sequenzen im Album verloren, jedoch begeistern Tracks wie der Titelsong oder das wundervolle „Ghost on the Radio“ mit unnachahmlich warmen, melancholischen Tunes. Es ist erneut die typische Stilmenge aus dunklem Elektronik-Pop, viel Wave mit akzentuierten Gitarren, viel 80s und jederzeit modernen elektronisch experimentellen Sound-Schnipseln. Die Franzosen haben längst ihren Sound definiert und wissen innerhalb ihres eigenen Kosmos, abseitig typischer ausgetretener Pfade zu begeistern. Dunkle Bass-Läufe, viele schwebende Synths und jederzeit die erhabene Sanges-Leistung Gregg Anthe´s lassen auf weitere kreative Outputs in der Zukunft hoffen.
(R.Bärs)
Format: CD |