DEAFHEAVEN – Infinite Granite (CD / LP)

Es deutete sich an mit dem letzten Studio-Album „Ordinary..“, das Deafheaven immer mehr an Einflüssen aus Shoegaze/Postrock/Dreampop in ihren ursprünglich Blackgaze/Metal-lastigen Sound einfließen lassen. Das es sich dann tatsächlich in fast heroischer Konsequenz beim neuen Output „Infinite Granite“ um ein fast lupenreines Shoegazer-Pop Album handeln würde, hatte ich zwar zu hoffen gewagt, aber nicht wirklich dran glauben wollen. Somit sind die letzten Brücken im Vergleich zum eher etwas diffusen, teilweise noch brüchig im Gesamtbild, aber geilen Vorgänger komplett eingerissen-es wird im Hall glockenklarer, perlender Gitarren gebadet, der Gesang flüstert und schwebt über den butterweichen Sound-Teppichen. Deafheaven gehören ähnlich wie Wolves in the Throne Room, Junius, Alcest uvm. zu den irgendwie hippen neuen Bands, über die im Netz auch gern mal etwas kontrovers gestritten wird/wurde. Egal, wer ohne Scheuklappen an Musik herangeht, darf ein wundervolles spätsommerliches Shoegaze-Rock/Pop Album genießen, bei denen alles irgendwie für Fans dieser Klänge an Ort und Stelle auf den Punkt gespielt ist. Der Opener „Shellstar“ himmelstürmt sofort mit den bekannten, vertrauten, lieb gewonnenen angenoiseten Wall of Sound-Gitarren, groovt positiv nach vorne, immer mit dem nötigen Gespür für sanften, aber nachhaltigen Druck. Alles ist schwer in Watte gepackt, allseits ausufernd mit passenden Song-Längen versehen! Tracks wie “ In Blur“, „Great Mass of Color“ im späteren Verlauf das poppige „Lament for Wasps“ sind lupenreiner Indie/Shoegaze, wie er von den großen Slowdive/Ride in den frühen 90s exzessiv gefeiert wurde. Eine definitiv tiefeee Verneigung, ohne sich komplett zu einer Karikatur dieser zu machen. Variable Drums, immer schön dezent verspielt, groovy und die jederzeit himmlischen Vocals lassen viele Sonnenstrahlen fluten, wo in früheren Jahren doch das eher düstere, verzweifelte Element die Oberhand innehatte. Mit dem schwebend, kosmisch dronigen Instrumental „Neptune Raining Diamonds“ gibt es 3 Minuten tiefes Durchatmen, wohingegen ein drängendes, drückend rockiges Stück wie „The Gnashing“ fast die Dringlichkeit des PostPunks herbeiruft. Zum Ende des Albums dürfen sich Alt-Fans über mehr Kante im Sound freuen, weisen Restspuren von Heavy-Postrock Tracks wie „Other Language“ und dem Rausschmeißer „Mombasa“ mit teilweise harschen Vocals nochmals gen Vergangenheit. Ob das die Oldschool Die Hard Fans versöhnlich stimmt, wage ich zu bezweifeln, die Härte ist insgesamt einem fast durchgehend fließenden Wohlklang gewichen, der an vielerlei Stelle Licht ins Dunkle zu bringen vermag. Ich für meinen Teil habe genau auf diese Entwicklung gehofft, auch wenn die kleinen Kanten Richtung Heavyness (Holy Fawn oder Junius lassen grüßen) der Band einfach gut zu Gesicht stehen und ein gewisses Grad an Dynamik somit gewährt bleibt. Man darf gespannt sein was die Zukunft bringt (weiß man Alcest ließen nach „Shelter“ wieder dem Blackgaze/Metal mehr Raum). Eines der Alben 2021 allemal – Danke Deafheaven! (R.Bärs)

 

Format: CD / LP
Vertrieb: SARGENT HOUSE
 

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