Als ich die Norweger um K. Rygg letztmalig im Herbst 2017 zu ihrer Assassination-Tour live sah, ließ sich seinerzeit bereits ein klein wenig erahnen, was da in Richtung modernen Synthie/Trip Rock mit viel 70s Elektronik so alles geht. Bereits damals gab es 1 hypnotisches Endlos-Stück zu bestaunen, was den Geist alter 70s Elektronik-Helden heraufbeschwor. Nun liegt mit der 2018er Live-Darbietung „Hexahedron“ ein kolossales Live-Album vor, welches letztlich wie ein neues Studio-Album daherkommt, bleiben etwaige Live-Geräusche und automatische Patzer hier außen vor, im Gegenteil, wir hören und fühlen kosmischen Trip-Rock über 60min, in nur 5 Songs dargebotenSomit sollte klar sein, das den Songs in Raum und Zeit viel Luft gegeben wird. Der erste Song „Enter the Void“ mit seinen 15 Minuten driftet gleich basslastig in ein brodelndes Ambient-Monster, die später hinzugefügten sakralen Orgelklänge erinnern mich an die jüngeren Arbeiten Anna von Hausswolffs, gepaart mit der Finesse alter Helden aus der 70er Elektronik Schule wie Klaus Schulze oder Tangerine Dream. Das ist definitiv eine sehr tiefe Verbeugung seitens der Norweger. Das folgende „Aeon Blue“ atmet die weit ausufernde Epik solch großer Ulver-Ergüsse wie „Eos“-tiefe breite Sound-Teppiche, nächtliche Sternenhimmel-Szenarien werden hier zusätzlich mit trippigen, entspannten Grooves verbunden, man darf sanft loslassen und schweben-richtig groß! Ich liebe diese Mixtur aus echten Live-Drums und vielen feinen, sehr deepen Sequenzer-Sounds, hypnotisch in jeder Sekunde. „Bounty Hunter“ fliesst auch schön trippy entspannt durch den Äther, die warmen bassigen Grooves federn weich im Ohr, die warme jenseitige Atmosphäre fängt den Hörer wohlig auf, der Sound ist wahnsinnig dicht und vollmundig. Mit „A Fearful Symmetry“ sind wir im aktuellen Sound der letzten Alben dann angekommen, dicke fette Synth-Teppiche über 80s schwülen Grooves, kann man sich ob der Schwerelosigkeit auf Wundersamste Weise drin verlieren. Mein absoluter Favorit, das 19-minütige „The Long Way Home“ ist ein unglaubliches Hypnotik-Monster und der perfekte Final-Song, lebt er ab der Mitte von einer mitreißenden Dynamik-Steigerung. All das macht wahnsinnig Appetit auf mehr in dieser Stilistik in der Zukunft. Hier ertönt auch endlich mal die immer wieder kongeniale Stimme von Garm bzw. Kristoffer Rygg´s. Die weiten Teile instrumental gehen trotzdem in jeglicher Hinsicht in Ordnung, die Dynamik und Intensität, der Flow ist über 60 Minuten nur geil, man kann ohne viel Vorlauf in dieses Album eintauchen und genießen. Super Platte, die natürlich Lust auf ein Live-Event dazu macht. (R.Bärs)
Format: CD / LP |