Eine der spannendsten Black Metal-Bands der letzten Jahre … und trotzdem ist es schwer, über sie etwas zu sagen. Fluisteraars stehen für einen ganz eigenen Sound, der sich über alle möglichen Genre-Zuschreibungen von Post- bis -Gaze hinwegsetzt. Seit 2009 sind die Niederländer nun auf dem schwarzen Schirm und mit „Gegrepen door de geest der zielsontluiking“ erschien in August nun das vierte Albums. Drei Songs, eine halbe Stunde Laufzeit – und alles, was diese Band ausmacht, auf den Punkt gebracht.
Es dauert keine fünf Sekunden und schon ist man drin. Eine Stimme, wie man sie zunächst in Post-Hardcore-Gefilden erwartet, Riffs, die sich ins Trommelfell brennen, stimmungsvolle Tempo-Wechsel und Passagen, in denen scheinbar gar nichts und doch so viel passiert. Schon kommt man an die Grenzen des Beschreibbaren. Fluisteraars legen ganz klar mehr Wert auf den Aufbau von Atmosphäre, als auf unmenschliches Geknüppel. Trotzdem lassen sie sich nicht ohne Weiteres in die Riege der zahllosen Post-Black Metal-Gruppen einordnen. Dazu ist die Musik dann doch zu wenig „verkopft“ und erzeugt dieses Gefühl von schnörkelloser Direktheit, wie man es von der alten Riege á la Darkthrone und Burzum kennt. Mit das Merkwürdigste: Bei dieser ganzen Wald- und Nebelstimmung hinterlässt die Musik ein fast schon positives Gefühl. Wenn man nun Black Metal für den Frühling sucht, Fluisteraars stehen ganz oben auf der Liste. Vielleicht ist man bei dieser Einschätzung vom Cover des letzten Albums „Bloem“ noch zu sehr beeinflusst, aber nach Schneewehen und Permafrost klingt das alles weniger. Und gleichzeitig irgendwie schon. Es ist zum verzweifeln …
Für jemanden, der mit diesem Genre bisher gar nicht anfangen konnte, mag das alles etwas wirr klingen. Genau hier ist „Gegrepen door de geest der zielsontluiking“ aber wahrscheinlich der richtige Punkt, um anzudocken. Das Album (und besonders der zwanzigminütige Höhepunkt „Verscheuring in de schemering“) zeigt, dass Black Metal zur gleichen Zeit anspruchsvoll und ungeschliffen sein kann. Die Energie mit der die Platte nach vorne prescht, berührt so viel gleichzeitig, weckt so gegensätzliche Assoziationen, dass man hier getrost von einem Gesamtkunstwerk sprechen kann. Mehr muss man dazu im Grunde auch nicht sagen. (M.P.)
Format: CD / LP |
