Na gut, dieses (ebenso wie voriges) Jahr war nichts mit Cluburlaub in irgendeinem Sonnen-Paradies und irgendwie fand ich das auch ganz gut so. Der „deutsche Sommer“ war dafür bis jetzt etwas durchwachsen und das mysteriöse österreichische Projekt FLAMONGO liefert mit der LP „Sun Dreams“ gleich den passend trostlosen Soundtrack dazu. Die Platte beginnt nämlich mit Regen-Field Recordings, die sich mit einem magisch sirrend-kreiselnden Drone mischen, der mich auf der Stelle einlullt. Den Mittelteil mit dem aufschreckenden Carcrash-Sample nehme ich meist schon gar nicht mehr wahr, denn der Sound ist dermaßen hypnotisch ambient angelegt, dass ich sofort wohlig weg drifte. Absolut herrlich und genau so muss das sein! Die B-Seite beginnt dann wesentlich bedrohlicher und ein obskures „Satan“-Sample verstört kurz, bis ein dissonant verzerrtes Schifferklavier übernimmt und fast schon NOVY SVET-Stimmung aufkommt. Auch die Regen-Sounds von der A-Seiten tauchen hier wieder auf und verbreiten gepflegte nihilistische Melancholie. Titelbezeichnungen wie „Bräunungsstreifen“, „Schilling wird angenommen“, „Absprung Tunnelwurm“, „Satan & des Messers Zweck“, „Unter der Brücke“ und „Endzeit Ketzergasse“ passen dazu wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Zumal das Auftreten von FLAMONGO mit Gasmaske, Hawaii-Hemd, Black Metal-Patronengürtel und Cocktail-Glas in alle Richtungen gedeutet werden kann, aber gleichzeitig für sich sprechen dürfte. Das der auf 100 Exemplaren limitierten Platte noch eine ominöse Film-Tablette zum einnehmen beiliegt, trägt weiterhin zur Verschrobenheit bei und es ist dabei natürlich jedem selbst überlassen, ob er diese schluckt oder auch nicht. Sei es nun LSD oder doch nur Vitamin-C – beides würde den psychedelischen Noise-Sound von FLAMONGO bestens begleiten und interpretieren. „Sun Dreams“ ist definitiv eines meiner Alben des Jahres 2021, wenn nicht schon DAS Album des Jahres und darauf ein dreifaches Aloha! (Marco Fiebag)
Format: LP |
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