Rob Halford: Ich bekenne – Die Autobiografie des Sängers von JUDAS PRIEST (Buch)

Rob Halford war und ist der Sänger von JUDAS PRIEST und möchte sich mit seiner Autobiografie bekennen, aber erst einmal muss ich dies selber tun! Wenn ich ehrlich bin, habe ich mit JUDAS PRIEST und Heavy Metal überhaupt nichts am Hut, man könnte sogar von einer Aversion sprechen. Die Fans dieses Genres (seiner Zeit Heavys genannt) waren zu DDR-Zeiten nämlich unsere „natürlichen“ Feinde und insbesondere im ländlichen Raum den Punks, Gruftis und Poppern nicht wohlgesonnen. Dies führte dann öfters dann zu Rangeleien, da die langhaarigen Metaller meist der Meinung waren, wir wären nicht männlich oder deutsch genug. Wirklich schade, dass diese Ignoranten damals noch nicht gewusst haben, dass die Galionsfigur der Szene bzw. Rob Halford von JUDAS PRIEST, wie er selbst sagt, eine „Schwuchtel“ ist. Scheinbar wissen es auch heute einige Fans noch nicht, wie mir die entsetzte Reaktion eines Arbeitskollegen und begeisterten JUDAS PRIEST-Hörer bestätigte. In „Ich bekenne“ lässt der selbsternannte „Metal-God“ mit fast 70 Jahren auf rund 530 Seiten sein Leben Revue passieren und ist dabei sehr selbstkritisch, wie stets fair gegenüber Anderen. Charmant, locker und abgeklärt berichtet er über seiner Kindheit im grauen England der 60er Jahre, über den schweren Anfang mit seiner Band und dem sich später dann doch noch einstellenden Erfolg. Dieser machte letztendlich JUDAS PRIEST nach und nach zu dem Aushängeschild des britischen New Wave Of Heavy Metals, welches die Band auch heute noch ist. Man erfährt dabei Details bzw. Interna über die Band, sowie Einzelheiten zu den jeweiligen Aufnahmen im Studio und der Album-Produktionen, zumal ich letzteres persönlich bei vielen ähnlich gelagerten Musiker-Biografien meist vermisse. Das alles wird dann durchzogen mit seiner sexuellen Orientierung oder besser gesagt der quälenden Suche danach, die Rob Halford neben Alkohol- & Drogen-Sucht auch so einige persönliche Tragödien bescherte. Insbesondere sein Versteckspiel mit den Fans und der Presse bzw. sein innerer Kampf um ein Outing, wie die Sehnsucht nach Liebe und die verzweifelte Suche nach dem richtigen Partner dürften den geneigten Leser schon emotional etwas berühren. Dabei macht sich Rob Halford nicht zum eifernden Vorreiter oder Ikone der LGBTQ-Liga, was ich ihm persönlich hoch anrechne. Denn wenn er seine sexuelle Orientierung auch nicht verleugnet, stellt er sie trotzdem nicht über alles und kann sich bei unpassenden Anlässen durchaus mal zurücknehmen. Des Weiteren spart er nicht seinen „versehentlichen“ Ausstieg bei JUDAS PRIEST und die Flops mit seinen Solo-Projekten aus, was ihn mir noch sympathischer und ehrlicher macht. Man fiebert förmlich mit, wie er dann doch noch die Kurve kriegt bzw. wieder bei JUDAS PRIEST einsteigen darf. Auf dieser langen Reise des „Metal-God“ treffen wir auch Stars und Persönlichkeiten, die man in diesem Kontext eher nicht erwartet hätte und so staunt man über Begegnungen wie lustige Anekdoten mit u.a. Andy Warhol, Madonna, Jack Nicholson, Lady Gaga, Mickey Rourke, Trent Reznor, der Queen und sogar Stock, Aitken & Waterman, bei denen im Keller Rob Halford wohl noch eine „Leiche“ liegen hat! Das Ganze wird garniert mit zum Teil expliziten Schilderungen seines Sexualtriebes und anderen nicht ganz jugendfreien Ausschweifungen, bei denen er jedoch das Kunststück vollbringt, trotzdem immer noch Gentleman zu bleiben. Ich habe mich jedenfalls sehr gut mit diesem Buch unterhalten gefühlt, selbst wenn ich immer noch nichts mit der Musik von JUDAS PRIEST anfangen kann. Das schwer und trotzdem gut in der Hand liegende gebundene Buch mit ausreichender Bebilderung und angenehmer Schriftgröße wartet sogar mit einem Prägedruck auf dem Cover auf, so dass dieses seine 24 Euro locker wert ist. (Marco Fiebag)

Format: Buch
Vertrieb: Heyne Hardcore
 

Stichworte:
, , , , , , , , , , ,