WHISPERING SONS – Several Others (CD / LP)

Die Belgier gehörten bereits mit ihrem feinen Debüt-Album zu den jungen, wichtigen Bands innerhalb der GothRock/PostPunk Szenerie, welche dem oftmals totgesagten Label/Sound eine wahnsinnig, guttuende Frischzellenkur verpassten. Dieses Debüt war schon in sich sehr stimmig, voller Dynamik und zeigte eine motivierte junge Band, die es nicht darauf auslegte, Altbewährtes nur wiederzukäuen, ohne die großen Veteranen wie Joy Division in ihrer Attitüde und Einfluss zu leugnen. Vor allem muß die Live-Qualität dieser Youngster erwähnt werden, die immerzu in den letzten 3 Jahren sich ein Mehr an Publikum erspielen durfte und von einer kraftvollen Intensität lebte, die fast jede Audience crashen ließ. Was kann man nun vom Nachfolger erwarten-wie immer lebt diese Band vom eindringlichen, unmittelbaren Gesang der eigenwilligen Frontfrau Fenne Kuppens. Stoisch, immer irgendwie kurz vom Überbordern, der totalen Verzweiflung, benennt Sie Ängste, Unzulänglichkeiten, malt düstere visuelle Landschaften in ihren Texten. Das dazu bekannte wohltuende musikalische Gerüst dieser Jungspunds lebt wie immer von Bass-Lauf getriebenen, mal verquer hektischen, dann wieder minimal sphärischen Mustern, welche immer wie die notwendigen Puzzle-Stücke liefert, um die markante, dominante Stimme Kuppens zu voller Pracht auffahren zu lassen, ihr das Fundament ihrer kleinen Sanges-Welt schaffen lässt. In dieser kleinen kaputten Welt lebt diese dies mit permanent gehetzten, monotonen dunklen Vocals in fast manischer Weise aus, und trotzdem fehlt ein kleines bisschen die Power der Live-Energie! Diese Band speist explizit von dieser Unmittelbarkeit, die sie auch spürbar versucht auf Platte zu brennen. Wie schon beim Vorgänger ist Alles in sich rund, auf den Punkt, nur wer die Explosion dieser Band, vor allem Kuppens als Frontfrau kennt, findet diese Macht nicht ganz auf Platte wieder. Songs wie „Vision“,“Flood“ oder das mit feinen Goth-Gitarren drückende „Surface“ leben von dieser Steigerung, die Belgier brauchen kein Strophe/Refrain Muster, sie bauen Schicht um Schicht und das ist genau der Ansatz, der Kuppens live so schön explodieren lässt. Ruhe-Oasen wie „Screens“ oder „Aftermath“ stehen der Band ausgezeichnet, lässt man die innere Unruhe mal etwas außen vor und balanciert auf feinen Piano-Tupfern und traurigen Akkorden durch die Nacht. Hier klingen die Belgier fast apathisch, verloren. Davon gerne in Zukunft mehr. Die grundsätzliche Dynamik/Kraft dieser Band, das immerzu Brodelnde, das Gefühl, gleich bricht es hervor, einem epileptischen Anfall gleich, ist schon irgendwie Alleinstellungsmerkmal, zu oft wünscht man sich aber, es bricht jetzt endlich richtig böse über ein herein. Kuppens ewiglich gleicher monotoner Gesang, zwar unverkennbar, ist wenig variabel, da bleibt für die Zukunft offen, wie sich das auf die Entwicklung der Band insgesamt widerspiegelt. Am Ende ein Album, welches aus meiner persönlichen Sicht nicht den Vorgänger knackt, Freunde und Liebhaber aber in jeder Sekunde zufrieden stellen wird, ist alles drin, was die Belgier ausmacht. Die Kraft, das Wahnwitzige, das Unmittelbare, es verbleibt die Hoffnung auf viele weitere Live-Events, weil dort spielt die Band erst richtig alle Karten aus.  (R.Bärs)

Format: CD / LP
 

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