Vor gut einem Monat erschien das nunmehr 10. Studioalbum der Lakaien und nun erklärt sich mir auch, weshalb die Herren Horn und Veljanov beim diesjährigen Prophecy-Fest in der Balver Höhle gelistet sind. Seit wann verkehren die denn mit denen?Das neue Album sollte etwas Besonderes sein, ist es doch quasi ein Doppelalbum dessen zweite LP bzw. CD sich aus Cover-Versionen zusammensetzt. Laut Veljanov handelt es sich dabei nicht um Lieder, die aufgrund ihrer Abstammung von großen Persönlichkeiten ausgewählt wurden, sondern solche, die man interessant fand, um sie in eine Deine-Lakaien-Ästhetik zu bringen. Möchte man da vielleicht von eigener Ideenlosigkeit ablenken? Nichts da!
Schon das erste Lied, „Because Of Because“ , zeigt das ganze musikalische Können Ernst Horns. Immer mehr Klänge kommen hinzu und drohen im Chaos zu enden. Als Hörer verliert man zeitweise die Taktorientierung aber Horn bringt alles zu einem Ganzen zusammen, und Veljanovs Stimme führt einen dann behäbig durch das Stück. Der Nachfolger, „Sick Cinema“, ist in seinem Klang und seiner Melodieführung aus meiner Sicht schon mehrmals auf Lakaien Alben zu finden gewesen, soll heißen, er ist schlicht austauschbar. Würde man ihn heimlich auf „April Skies“ oder „Indicator“ unterbringen, würde es wohl keinem auffallen. Aber schön ist er trotzdem. Das Piano leitet das dritte Lied, „In Your Eyes“, ein. Verführt einem zur Träumerei um dann aber während der Refrains doch dafür zu sorgen, dass man auf der Straße bleibt. Hier hätte es dem Stück gut getan, wenn es eine echte Geige zum Höhepunkt getrieben hätte. Mit „Snow“ folgt genau das. Ein von „Streichern“ (Keyboard) begleiteter Flockentanz zu dem Veljanov ein so melancholisches Liedlein singt, das man am Ende schön vom Schnee bedeckt entschlafen möchte.
So geht es durch das ganze Werk. Es gibt kein Lied, das man überspringen möchte. Und wenn die Lakaien ja schon oft, brachiale und fragwürdige Momente („Lass mich Dein Lakai sein“, „Testosteron“) und Stimmungsschwankungen in ihre Alben einbauten, so bleibt hier doch alles in einem angenehmen Fluss. Lasse ich die Verklärung der guten alten Zeit, in der mich ihre Alben in den 90ern begleitet haben, mal außer Betracht, liegt hier aus meiner Sicht das wohl beste Album der Herren Horn und Veljanov vor. Darin bestärkt mich gerade auch der Beginn der B-Seite der Platte. „Run“ stampft so urplötzlich und tanzbar los, dass man aufhorcht und sich nach der Tanzfläche sehnt. Sowas vermisste ich auf den letzten Alben.
Nun zu den Cover-Versionen. Einige kann man sich ja bei Youtube anhören. Hier werden sich die Geister scheiden, je nachdem wie man zu den gecoverten Künstlern steht. Lobend ist zu erwähnen, dass es mit u.a. The Cure, Patti Smith, Soundgarden, Brel oder Cat Stevens eine bunte Mischung ist. „Because The Night“ eröffnet den Reigen ganz passabel. „The Walk“ dagegen geht aus meiner Sicht gar nicht!!!!! Die Umsetzungen sind wirklich sehr durchwachsen und man fragt sich „Wieso machen sie das, wo sie doch auch so einen grandiosen Longplayer abgeliefert haben? Vielleicht verkauft man so mehr Tonträger in der heutigen Zeit? Vielleicht fiel ihnen auch keine Alternative zum Albumtitel ein? Wie dem auch sei, „My December“ von Linkin Park (!) ist auf jeden Fall als Abschluss der zweiten LP das beste Stück unter den Covern und ein würdevoller Ausklang dieser Veröffentlichung.
Mein Fazit: Eines der besten Lakaien-Alben. Viele der Cover-Versionen hätte es nicht gebraucht aber kaufen müsst Ihr Euch das Werk auf jeden Fall! (M.Wienecke)
Format: 2CD / 2LP |