Das Debüt „Hymns to the Night“ schlug ein wie eine Bombe. Joy Division Post Punk traf auf urbane, aktuelle Sounds zwischen Shoegaze/DreamPop/Electronica. Dieses Debüt schuf letztlich trotzdem ein ganz eigenes Sound-Geflecht, wurde nicht wie üblich Gitarre und Rhythmus in den Vordergrund gestellt, nein die Deutschen definierten ihren ganz eigenen Trip-Lastigen Sound, der auf dichten, wabernden, sphärischen Bass-Lastigen Electronica Grooves fusste ,welche mit wahnsinnig melancholischen Melodien/Gesang verknüpft wurden, wie als würden die Franzosen Archive auf einmal den New Romantic/Wave Sound der tiefen 80er für sich entdeckt haben. Schwer beschreibbar, in jedem Fall hypnotisch und sehr eigenständig in seiner Machart. Dieses Debüt war schon in sich sehr stimmig, zu Teilen großartig. Mit der EP „Ohio“ gab es vor kurzem ein kleines Appetit-Häppchen bereits und es ließ Großes erahnen. Nun, das neue Album treibt, fliesst, groovt, schwebt wesentlich klarer produziert durch wunderschöne sehnsüchtige Melodien, nicht mehr ganz so für die Nacht, es gibt trotz der vielen Melancholie irgendwo ein Mehr an Licht! Allein der Titelsong hat eine Himmelstürmende Kraft, Bass und perlende Gitarren und der immer wieder einfach nur wunderschön verlorene Gesang wird mit einer Wahnsinns-Sound-Wand unterfüttert, die spielerisch des Hörers Emotions-Feld kitzelt und wahlweise crashen lässt. Ein Song wie „100 Years“ könnte auch auf dem Debüt stehen, nur das die feine, saubere, wesentlich treibendere Ausrichtung hier offenkundig den Unterschied macht. Alles wirkt heller, definierter, die Drums klingen angepasster, der Joy Division Gedächtnis Appeal ist erneut grossartig, irgendwie mega sympathisch, wie die Jungs diese geilen Melodien als große Verbeugung an die Ur-Väter des PostPunk für sich nutzen und kein bisschen Rückwärts-gewandt klingen. Im Gegenteil, Lea Porcelain sind, gerade wenn man die Band live erlebt, ein aktuell, mitten ins urbane Setting unserer Zeit passendes Duo. „Sink into the Night“ gemahnt kraftvoll in Szene gesetzt an Radiohead zu „Kid A“ Zeiten, „For the Light“ perlt treibend wie die Düster-Variante solch Bands wie The Horrors/The Killers. Lea Porcelain wissen um die Kraft einer bombastischen Produktion, die jederzeit sphärischen Synths, ein wahrlich dichter nebulöser Sound-Teppich und ein viel mehr an Power definiert diese neue Veröffentlichung. Emotionen werden in jeder Sekunde freigeschossen, das Kopfkino kommt nie zur Ruhe. Ein Song wie „Shoot the Moon“ gemahnt in seiner positiven Pathos-getränkten Stilistik fast an große Echo&the Bunnymen/U2 Momente-nur das die Jungs es auf fast freche Weise verstehen, wie eine komplett trendy/hippe IndiePop Band zu klingen. Die teilweise dumpfe Monotonie der DrumPatterns des Debüts weichen auf diesem Nachfolger organischeren, wesentlich kraftvolleren Strukturen, welcher der Band sehr gut zu Gesicht stehen (Ohio). Das ist weitaus näher am Live-Sound der Band und schon vermisst man genau eben diese Live-Momente! Der melancholische, gesanglich brüchige Rausschmeißer „Just a Dream“ (warme Akustik-Gitarren begleiten) beendet ein wunderschönes Folgewerk voller euphorischer Melancholie, man sollte dazu nicht unglücklich verliebt sein! Großes Kompliment für ein wunderschönes Werk zwischen 80s/Postpunk und viel aktuellen IndiePop, Electronica und manchmal fast Stadion-Rockigen Elementen . Eine wirklich fette Produktion weiß Gesang und die richtigen Dynamik-Momente treffsicher für die Band auszuspielen und in jeder Sekunde des Albums den emotionalen Link zum Hörer zu fassen.
(R.Bärs)
Format: CD / LP |
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