HAUS ARAFNA – Asche (LP/CD)

Nachdem HAUS ARAFNA ihre ersten beiden Alben „Blut“ und „Children Of God“ in den letzten Jahren erstmals auf Vinyl veröffentlicht und somit diese beiden Klassiker des Genre Angst Pop endlich in das Format überführt haben, für welche sie eigentlich auch geschaffen sein sollten, wurde es nun langsam mal Zeit für ein neues Werk. Jenes wurde im Vorfeld mit dem Slogan „Mehr Angst, weniger Pop“ angekündigt, was vor allem die alten Anhänger von HAUS ARAFNA, denen die letzten Veröffentlichung zu nah am Seiten-Arm NOVEMBER NÖVELET orientiert waren, frohlocken lies. Ob „Asche“ jetzt genau das Album ist, auf was sie gehofft hatten, vermag ich aber nicht so richtig einzuschätzen. Die Reaktionen seit Sommer vorigen Jahres waren doch etwas verhalten ausgefallen und auch ich habe lange auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, wann sich mir dieses „graue“ Werk erschließt. Erst nach mehreren Lockdowns und (wenn die Zahlen stimmen sollten) über 80000 Toten in Deutschland dämmerte in mir die Erkenntnis, das HAUS ARAFNA mit „Asche“ vielleicht den aktuell am besten passenden und gleichfalls abgeklärtesten Soundtrack zur Corona-Krise abgeliefert haben. Der Klang des Albums ist allgemein wieder deutlich rauer wie schroffer geraten, da den Rhythmus diesmal monoton dumpf-hallende Metall-Perkussion-Schläge bestimmen, was sofort an die Urväter des Industrial denken lässt, egal ob sie nun SPK, TEST DEPT. oder EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN heißen. Vereinzelt kann man sogar rudimentäre Gitarren-Riffs erahnen und die etwas in den Hintergrund gerückte kalte analoge Elektronik klingt so noch trauernd-feierlicher. Auch die Vocals sind wieder brutaler verzerrt und erstmals komplett in deutscher Sprache gehalten. Zu deren Entschlüsselung ist das beiliegende Textblatt sehr hilfreich und man kann dann nach intensiver Beschäftigung bzw. konzentrierten Hören diese zumindest teilweise verstehen. Wenn man die intensiven Texte richtig auf sich wirken lässt, kann einem schon der kalter Schauer über den Rücken laufen und allein Titel-Bezeichnungen wie „Feierhalle (Erweckt im Krematorium)“, „Asche (Wir gehen auf)“, „Toter Mensch (Krone der Schöpfung)“, „Sieh mich an (wenn Du stirbst)“ oder „Ausbluten (Pulsschlag der Freiheit)“ sprechen Bände, in welchen morbiden Sphären sich das Album bewegt. Eine schwere, ja fast bleierne Traurigkeit durchzieht damit die insgesamt 12 Tracks, die bedrückend, abstoßend und faszinierend zu gleich ist. Wenn man sich auf „Asche“ richtig einlässt, kann einem das Album schon die Füße wegziehen und man in diesem grau-finsteren Malstrom regelrecht verloren gehen. Manche Alben brauchen halt ihre Zeit und „Asche“ hat eben erst ein dreiviertel Jahr später bei mir eingeschlagen, dafür jedoch sehr nachhaltig heftig! Die wie immer sehr begehrte Vinyl-Ausgabe war auf 950 Stück limitiert, wovon die ersten 250 Exemplare passend zum Thema im aschfahl-schwarz-grau marmorierten Tonträgermaterial und der Rest im klassischen schwarz gehalten waren. Pressung und Ausstattung bewegen sich dabei im typisch hochwertigen Galakthorrö-Qualitäts-Rahmen und ich kann mir vorstellen, dass die nicht begrenzte CD-Ausgabe das dunkel-schwere Thema ebenso ansprechend präsentiert, zumal die dichte Atmosphäre hier nicht durch das Wenden der Platte unterbrochen wird. (Marco Fiebag)

Format: LP/CD
Vertrieb: Galakthorrö
Mailorder: Going Underground
 

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