Die beiden bisherigen Alben „Remember Tomorrow“ und „Plays Sven Helbig“ vom Pianisten Clemens Christian Poetzsch waren an sich ja recht sparsam reduzierte-minimalistische Werke, welche trotzdem oder gerade deswegen ihren besonderen melodischen Reiz haben. „The Soul Of Things“ als sein persönliches Corona-Album überrascht dafür jetzt mit einer unerwarteten fülligen Opulenz, die man so im Home Office-Lockdown gerade nicht erwartet hätte. Regelrecht beschwingt ist das elegische Klavier-Spiel von Clemens Christian Poetzsch auf den 13 neuen Stücken, die diesmal deutlich stärker durch Synthesizer, Harfe (Barbett Niclas) und Cello (Moritz Brümmer) unterlegt werden. Konzeptionell widmet sich das Album 13 von Clemens Christian Poetzsch geliebten Alltagsgegenständen, die zum Teil gar nicht mehr gebraucht werden, aber die er aus irgendwelchen Gründen nicht entsorgen möchte. Da wären zum Beispiel sein altes instabiles Klavier aus Kindertagen, ein edler Kugelschreiber, sein Diamant-Fahrrad, eine kaputte, aber schöne Uhr oder das inzwischen nutzlos gewordene DDR-RFT-Radio, von denen er nicht lassen kann. Deshalb versucht er jetzt mit „The Soul Of Things“ diesen nostalgischen Gefühlen auf den Grund zu gehen und das gelingt ihm musikalisch wirklich sehr gut. Der warm-perlende Fluss des Albums ist berauschend, wie herrlich melancholisch und zieht einen regelrecht in den Bann der angesammelten alten Dinge. Zwar steht am Ende des Albums keine logische Erklärung für sein Festhalten an den verschiedenen Gegenständen, jedoch die Erkenntnis, dass manche Sachen einfach so sind wie sie sind und alles irgendwie eine Seele hat! Für das Cover von „The Soul Of Things“ hat dann die litauische Künstlerin Jolita Vaitkute alle von Clemens Christian Poetzsch thematisierten Dinge als Installation collagiert angeordnet und seit langem ist das Booklet bei einer Neue Meister-Veröffentlichung endlich wieder zweisprachig, was ich früher immer schon als sehr angenehm empfunden habe.
PS: Mit „The Soul Of Things“ hat Clemens Christian Poetzsch jetzt übrigens bei mir den Hattrick geschafft bzw. zum dritten Mal in Folge in meine persönlichen Top-10-Alben des Jahres vertreten zu sein. (Marco Fiebag)
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