Wirklich fröhlicher ist hier nichts geworden, dafür gefühlt einiges entspannter. Diesen Eindruck erzeugt „OH NO“, das neue Werk aus dem Hause Xiu Xiu gleich beim Einstieg. Und überhaupt macht das Album der Synth-Noise-Experimental-Pop-Gruppe (oder so ähnlich) einen weitaus zugänglicheren Eindruck als vorherige Veröffentlichungen. Ist das ein schlechtes Zeichen?Seit fast zwanzig Jahren erzeugen Xiu Xiu ihre ganz individuelle Vertonung negativer Gefühlswelten. Genre-technisch ist das schwer bis gar nicht einzuordnen, aus Stimmungs-Sicht funktionieren ihre Alben als kathartische Tour de Force. Für „OH NO“ hat sich Mastermind Jamie Stewart Begleitung für seinen Weg gesucht; jeder der 15 Titel ist in Zusammenarbeit mit einem anderen Künstler entstanden. Drab Majesty steuern Chöre bei („I Cannot Resist“), mit den Liars versucht man sich in beunruhigender Tanzbarbeit („Rumpus Room“), Liz Harris unterstützt mit ihrer Stimme die versöhnlichen Indie-Töne von „A Bottle of Rum“ und zusammen mit Chelsea Wolfe wagt man sich an den Cure-Klassiker „One Hundred Years“. Letzterer kommt natürlich nicht ans Original heran, jedoch ist es interessant zu hören, dass jemand bei diesem Song noch verzweifelter klingen kann als Robert Smith.
Musikalisch also eine vielseitige Angelegenheit. Und das verstärkte Pop-Appeal, das vielen Songs innewohnt, ist gar nicht mal negativ. Zum einen ist es eben guter Pop, zum anderen lassen Jamie & Co die verstörenden Elemente nicht ganz beiseite. Für den deutschsprachigen Hörer sticht da vor allem der Titeltrack heraus, in dem auf einmal die Berliner Schauspielerin Susanne Sachsse mit einer Sprachtirade aus dem Hintergrund nach vorne prescht.
Ehrlicherweise muss man jedoch sagen, dass sich nicht jeder der 15 Tracks einbrennt. Manches fließt auch nach mehrmaligem Hören einfach vorbei. Die atmosphärische Dichte anderer Alben erreicht „OH NO“ leider nicht. Dazu ist das Ganze dann doch zu durchgemischt und stellenweise einen Ticken zu glatt. Als Beweis dafür, dass Xiu Xiu ihre Experimentierfreude noch lange nicht verloren haben und dafür, dass es sich auch weiterhin lohnt, bei ihnen am Ball zu bleiben, ist diese Platte dennoch vorzeigbar. (M.Pfeiffer)
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