Nach 16 Jahren kommt noch einmal oder endlich wieder ein neues Lebenszeichen des schottischen Duos. Wer hätte das für möglich gehalten? Aber seit es die Psychedelic Furs im letzten Jahr vorgemacht hatten und nach sehr langer Pause mit „Made Of Rain“ ein grandioses Album vorgelegt haben, kann man wohl gegenwärtig mit allem rechnen. Vielleicht sind es auch die beschränkten Möglichkeiten im Lockdown etwas Sinnvolles mit der verfügbaren Zeit anzustellen, was manche Musiker wieder zusammen ins Studio bringt.
Im letzten Jahr gab’s ja schon eine Vorabsingle von Arab Strap, so dass man mit Erscheinen des Albums nun nicht aus allen Wolken gefallen ist. Schön, dass es nun unter die Leute gebracht wird, denn es ist ein sehr gutes Album geworden.
Arab Strap haben immer noch was zu erzählen und mit gleicher Stärke wie damals 2005 mit ihrem letzten Studioalbum „The Last Romance“, knüpfen sie stilistisch an ihr bisheriges musikalisches Schaffen an. Melancholie und Lebensschmerz sind wieder treue Begleiter, wobei mich das Lied „Another Clockwork Day“ am meisten berührt. Da sitzt ein alter Mann, der sich alte (wohl pornografische) Bilder seiner damals noch jungen Frau anschaut und vielleicht fühlen sich Aidan Moffat und Malcolm Middleton ja doch schon im Herbst ihres Lebens angekommen, was auch das Lied „I Was Once A Weak Man“ vermuten lässt, wo der geneigte Hörer im Text auch auf Mick Jagger trifft. „The Turning Of Our Bones“ als Vorab-Single und Eröffnungsstück des Albums ist der Tat das aus meiner Sicht spannendste Lied der neuen Platte
Die beiden Musiker haben die Zeit der Corona-Pandemie (Ich nehme einfach mal an, dass das Album erst im letzten Jahr Gestalt annahm.) also für alle gewinnbringend genutzt, was uns Hörern nun zu Gute kommt. Ein Album, was man wunderbar nahezu überall und zu jeder Zeit hören kann. Im Auto, auf dem Sofa, beim Joggen. Der tiefe Sprechgesang verlangt aber nach Aufmerksam und geht im Alltagslärm sicherlich unter. Er erinnert an Leonard Cohens letzte Alben mit teils gehauchten Worten. Das fällt besonders im Stück „Sleeper“ auf. Auch an Nick Caves Stimme wird man beim Hören erinnert. Von daher doch besser die Kopfhörer auf – denn dann kann man jedes einzelne Wort deutlich und problemlos verstehen – einen guten schottischen Whisky oder ein Schwarzbier (Ja gut, von mir aus auch Wein oder ne Pepsi!) auf den Tisch und einfach zuhören. Die spärliche Instrumentalisierung mit Akustikgitarre und leichten Drums wird auch (Neo)Folk-Freunden zusagen. Aufgrund des großartigen Artworks (Frontgemälde: „The Night Escorted by the Geniuses of Study and Love“ von Pedro Américo, 1886, Rückseite: Gemälde „The Reign of Comus“ von Lorenzo Costa von 1506) und dem schönen Label mit Mondphasen, empfehle ich die LP-Version zu kaufen. Da gibt’s dann einen MP3-Download-Coupon dazu. (M.W.)
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