Jens Pollak aus der Oberlausitz ist als Künstler Autodidakt und malt schon seit frühster Kindheit. Laut seiner Mutter lagen schon immer Stifte und Zeichenblock unter seinem Bett. Sozialisiert in der untergehenden DDR wurde er schnell durch sein rebellisches Auftreten zu einer Szenefigur, den jeder kannte, der sich in diesen Kreisen bewegte. Anfang der 90er Jahre hatte er dann seine erste Ausstellung in Bautzen, denen weitere in Dresden, Berlin, Köln, Düsseldorf, Görlitz, Bischofswerda, Hamburg, Innsbruck usw. folgten. Aktuell hat er sein Atelier beim Kunstverein Friese in Kirschau aufgeschlagen, welcher trotz der geografischen Provinzialität inzwischen eine weltweite Außenwirkung hat. Jens Pollak möchte mit seinen Bildern die Grenze zwischen dem Schönen und Anstößigen verschwimmen lassen, was ihm meiner Meinung nach auch sehr gut gelingt. Folgend ein kurzes Interview mit dem Künstler, dessen Bilder letztendlich aber auch für sich allein sprechen können:
? Wie bist Du zum Malen bzw. zur Kunst gekommen?
Durch meinen Zeichenlehrer Pfeffi (Herr Weickert) und durch meinen Vater, denn er war immer ein Kreativer!
? Würdest Du Deine Sozialisation in der DDR förderlich für Deine spätere künstlerische Laufbahn bezeichnen?
Das würde ich so nicht sagen, denn das System in der DDR war mir eh Wurst und langweilig, aber dadurch das es so gut wie nichts im kulturellen Underground-Bereich bei uns auf dem Dorfe gab, war ich relativ schnell sehr gefragt! Das mag arrogant klingen, war aber so und ich habe zahlreiche T-Shirts, Autos und Wände bemalt.
? Warum bzw. wann hast Du die Entscheidung getroffen, Dich ernsthaft der Kunst zu widmen?
Das kann ich gar nicht genau so sagen! Ich würde denken mit dem Film „Beat Street“ und den Graffitis 1984-85 fing es an und 1988 wurde ich bei der NVA zum Regimentsmaler in der Kaserne Frankenberg. Dort hatte ich sehr viel Zeit, mir während dem gestalten von Politplakaten und riesigen Propagandatafeln, darüber Gedanken zu machen.
? Hast Du irgendwelche Vorbilder oder Idole im Bezug auf bekannte Künstler?
Idole? Nein, die gibt es nicht! Ich finde viele gut und diese haben auf ihre Art und Weise ihre Faszination, wie zum Beispiel Tübke, Rauch, Giger, Weidinger, Bräunling, Hieronymus Bosch und viele alte Meister. Des weiteren die Popart-Größen und noch jede Menge mehr…
? Welche Farben bzw. Materialien und Techniken benutzt Du für Deine Kunst?
Materialien sind Acryl, Öl, Wassermalfarben, Kohle, Bleistifte und Fineliner. Früher zu DDR-Zeiten waren es Nitro- und Textilmalfarben. Und das alles auf Leinwand, Papier, Pappe, Textil aller Art, Wände, Autos, Fahrräder… eigentlich ALLES, wie auch Sand, Dreck und Stahl!
? Deine Werke sind meist sehr farbenfroh und knallig – liegt Dir schwarz/weiß nicht oder wäre das in Zukunft eventuell auch eine Option?
Die meisten Freunde und Bekannte wissen, dass ich mit der s/w-Malerei (Kohle-Graphit Malerei auf Leinwände oder Zeichenkarton) begonnen habe! Das Bunte war schon immer da, wurde durch mich dann aber intensiviert!
? Ein nicht unbeachtlicher Teil Deiner Bilder sind Portraits von Rockmusikern und Frauen – ist das auch ein Abbild Deiner persönlichen Vorlieben?
Das kann man so sagen, denn beides gehörte (Frauen) und gehört (Musik, ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil) zu meinen Leben!
? Gibt es ein von favorisiertes Format für Deine Bilder?
Nein, es gibt kein bevorzugtes Format für meine Bilder. Es gibt diese von klein bis riesig (mehrere Meter).
? Wann ist für Dich der Zeitpunkt gekommen, wenn ein Bild fertig ist?
Ein Bild ist für mich auf jeden Fall fertig, wenn es zu einer Ausstellung oder zum Kunden raus geht. Da gibt es bei mir auch kein rumgeheule nach dem Motto „Ein Bild wäre nie fertig“ oder ähnliches, sondern Fertsch ist Fertsch (Punkt)!
? Als Markenbezeichnung für Deine Kunst verwendest Du den Slogan „Unbekannte Eigenart“ – woher stammt dieser Begriff?
Der Begriff stammt noch von unserem gemeinsamen Crostauer Freund Stö, der damals zu DDR-Zeiten seine Einstufung als Schallplattenunterhalter unter diesem Namen absolviert hat und den ich später dann so übernommen habe. Der Jugendclub in Crostau war ja damals eine wichtige Adresse in der Underground-Kultur im Oberlausitzer Oberland und dessen Wirkung zu seiner Zeit heute immer noch legendär, zumal ich in den dessen Wänden auch so einiges bemalt habe.
? Deine Vernissagen und Ausstellungseröffnungen sind meist weniger verkopfte Kunsthappenings, sondern immer eher coole Rock’n Roll-Events – setzt Du Dich damit bewusst vom eher intellektuellen Kunstbetrieb ab?
Ich bin bei den Vernissagen eher im Bereich der Unterhaltung angesiedelt und das bedeutet für mich eher Rock & Roll und DJ (Mac), anstatt von Flöten-, Klavier- oder Geigen-Begleitung! Ich mag es nicht dekadent und abgehoben, ich bin da eher sehr Bodenständig!
? Wie wichtig erachtest Du die Mitgliedschaft in der lokalen Kunstinitiative Friese für Deine Arbeit?
Wichtig ist sie schon, aber auf Grund der aktuellen Lage ist es aber zur Zeit sehr schwierig, überhaupt zusammen zu finden!
? Welchen Einfluss hat denn die aktuelle Covid-19-Krise auf Dich und Deine Kunst?
Diese Sache schränkt uns alle sehr ein (keine Ausstellungen und keine Veranstaltungen, also quasi nicht viel, was die Kunst und die Kulturszene betrifft) und jeder wünscht es sich von Herzen, dass es so schnell wie möglich eine Ende hat! Es hätte in der heutigen Zeit jeder wieder sehr gerne etwas mehr Normalität und ich hätte nie gedacht, dass ich so einen Satz mal in ferner Zukunft sage oder schreibe und schon ist es passiert!
? Was sind Deine musikalischen All-Time-Favoriten?
Auf gar keinen Fall sind es die aktuellen oder vorhergehenden Chart. Ich höre während der aktiven Zeit in meiner Malstube sehr viel Musik von Früher, also BAUHAUS, JOY DIVISION, THE CURE, THE SISTERS OF MERCY, FIELDS OF THE NEPHILIM, Johnny Cash, FREUNDE DER ITALIENISCHEN OPER oder THINK ABOUT MUTATION und wenn es bildlich passt, auch DEAD KENNEDYS, AGNOSTIC FRONT, EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, MOTÖRHEAD oder viele andere Bands… es kommt halt ganz auf die jeweilige Stimmung an.
? Danke Polly für dieses Interview und weiterhin viel Erfolg mit Deiner Kunst.
(Marco Fiebag)
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