IKON – The Thirteenth Hour (3CD)

Dieser Gedanke drängt sich bei einigen Compilations auf: Ist das wirklich nötig? Gibt man den Fans damit etwas Besonderes oder will man nur ein paar Euro mehr verdienen? Auf den ersten Blick stellt sich die Frage auch bei „The Thirteenth Hour“, der 3 CD-Box, die Ikon im Oktober letzten Jahres veröffentlichten. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Goth-Heroen bereits seit 1991 im Rennen sind und hier lediglich die Singles aus den Jahren 2007 bis 2020 aufgetischt werden (die vorherigen Arbeiten finden sich dann auf der Compilation „The Burden of History“).Braucht es eine Übersicht über das Alterswerk einer Band, wo doch früher eh alles besser war? Kommen wir also von den hochphilosophischen Sinnfragen zur musikalischen Seite. Und – es lässt sich nicht anders sagen – auf der herrscht der Hochgenuss. Das geht gleich bei den beiden ersten Songs „A Line on a Dark Day“ und „Amongst the Runes“ los, die man in ihrer positiven Radiotauglichkeit gern als „Cabrio-Goth“ für den kommenden Frühling bezeichnen kann. Wenn mit „Torn Apart“ oder dem wavigen „Stolen“ tanzbare Klänge angeschlagen werden, vermisst man automatisch den Geruch des Kunstnebels in den Klamotten, während ein Song wie „I Burn for You“ die introvertierte und Neofolk-angehauchte Seite der Band zeigt. Die Vielseitigkeit Ikons bestätigt sich auch in den Industrial Rock-Anleihen im bombastischen „Black Noise“ und dem „Gruss vom Krampus“, der beweist, dass es auch schwarze Weihnachtslieder gibt, die nicht peinlich sind.

Auf der zweiten CD versammeln sich die dazugehörigen B-Seiten. Zwar hat man hier nicht mehr die umwerfende Hit-Dichte, aber wirklich mittelmäßig ist auch hier nichts. Titel wie „Under My Skin“ oder das sinistre „Disenchanted Lullaby“ hätten auch problemlos auf einer A-Seite Platz gehabt. Auf der dritten Disc im Bunde bekommt der Hörer noch mal die selbe Tracklist der ersten, größtenteils aber eben als Extended Versions. Darüber, ob es das noch gebraucht hätte, kann man dann doch noch streiten.

Alles in allem ist „The Thirteenth Hour“ aber eine Zusammenstellung, die man von vorn bis hinten gut durchhören kann. Leider wird man den Eindruck, dass sie einfach nur schnell auf den Markt geworfen wurde, nicht ganz los. Biografisches oder eine persönliche Einordnung des Materials wären eine interessante Ergänzung gewesen. Allerdings sollte man hier noch dazu sagen, dass die Veröffentlichung ursprünglich als exklusives Merch für ihren Auftritt beim WGT 2020 gedacht war, das aus bekannten Gründen leider ausfiel. Als Beispiel dafür, dass Bands auch mit zunehmendem Alter noch Geniales zustande bringen, taugen die 39 Titel jedoch allemal. (M.Pfeiffer)

Format: 3CD
Vertrieb: DARK VINYL
 

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