Auch wenn der Buchtitel sich liest wie der Eingang zu einer verruchten und gefährlichen Welt, trifft man hier auf ein sehr ausführliches und gut recherchiertes Portrait jener Teile der Popkultur, denen die Farbe schwarz zugesprochen werden kann. Dabei geht die Reise weit in die Zeit zurück, um bspw. das spätere Aufgreifen von Symboliken und Kleidungsstilen im Film- und Musikbereich nachvollziehbar beschreiben und erklären zu können. Marcus Stiglegger weiß wovon er schreibt, ist er doch selbst Filmwissenschaftler, Musiker und Filmemacher. Derzeit hat er eine Professur für Fernsehen und Film an der Dekra Hochschule für Medien in Berlin inne. So ist es wenig verwunderlich, dass dieses Buch einen wissenschaftlichen Charakter aufweist, der manchem Leser vielleicht im Lesefluss störend vorkommen mag. Gleichzeitig ist es aber auch interessant die Verweise und Grundlagen der Behauptungen und Schlussfolgerungen in ihrem Werdegang nachvollziehen zu können. Ich habe mir einige der Literaturverweise genauer angesehen und schon weitere Bücher ins Auge gefasst, die ich mir zum Thema noch zuführen möchte.
Inhaltlich ist das Buch recht breit aufgestellt. Die Film- und Musikkultur stellt nur einen (für mich den spannendsten) Teil der Betrachtung dar. Hier argumentiert Stiglegger nach einem kurzen Einstieg über den okkulten Rahmen, wo Herr Anton Szandor LaVey nicht fehlen darf, anhand von Filmen wie „Rosemary‘s Baby, The Night Of The Living Dead oder The Witchhunter, wie das Okkulte in der Popkultur verankert wurde. Ein wenig kommt mir hier der Bezug zum Buchtitel zu kurz. Erst am Ende des Kapitels ist dann nochmal vom satanisch-schwarzen Spiegel die Rede, denn die 60er Jahre Gesellschaft schlussendlich auch durch die Taten der Manson-Family vorgehalten bekam.
Der Einblick in die dunkle Musik beginnt bei den Doors und führt über die besagte Charles-Manson-Familie als Abgesang der Hippiezeit zu den nur allzu vertrauten Pionieren des Gothic-Rock wie Joy Division, Bauhaus, den Sisters Of Mercy u.a.. Mir persönlich war das Loblied auf Fields Of The Nephilim ein wenig zu viel aber das ist eben Geschmacksache. Sehr gut gefiel mir der sachliche Blick auf das Werden des Black Metal und seiner Protagonisten, und der Vergleich zu seiner filmisch-popkulturellen Vermarktung am Beispiel zweier Filme aus Island (Màlmhaus) und UK (Lords Of Chaos). Auch Drone-Musik und Neofolk werden unter die Lupe genommen und durch Verweise auf andere seiner Schriften in den Texten, wird klar, dass der Autor nicht zum ersten Mal in diesen Gefilden unterwegs ist. Aufgrund seiner Tätigkeit als Musiker bei apocalyptic Folk-Projekten wie :Golgatha: und Mars (siehe auch Interview hier im Black) oder bei Vortex (ritual ambient – siehe auch hier im Black) ist klar, dass er den Blick eines Insiders hat. Das stellt er auch bei der argumentativ schlüssigen Untersuchung der Symbolik im Neofolk als auch bei den Betrachtungen über Laibach, die Neue Slowenische Kunst und ihren NSK-Staat unter Beweis.
Im Folgekapitel geht es um schwarze Mode. Hier treffen wir auf Ausflüge in die Zeit des Faschismus und deren Spuren in Filmen (u.a. von Fassbinder) und der Frisuren bzw. Kleidung der „schwarzen Szene“ bis heute. Sehr bereichernd fand ich auch das letzte Kapitel zur politischen Perspektive in Form von Flaggen und Terrorismus u.a. am Beispiel des IS. Hier macht der Autor anhand von Hinrichtungsvideos des IS die ideologische Kraft und Vorgehensweise bei der Politisierung der Menschen sichtbar auch wenn das Schwarze hier wieder etwas in den Hintergrund rückt.
Das abschließend abgedruckte persönliche Gespräch mit dem Wiener Film- und Kulturkritiker Christian Fuchs über die Schwärze des Pop war für mich entbehrlich, aber das muss anderen nicht genauso gehen.
Fazit: für 18 € erhält man viel Lesens- und Wissenswertes geliefert. Auch wenn man schon viel Literatur zu den hier auftretenden Inhalten gelesen hat, eröffnen sich neue Perspektiven und Erkenntnisse, weil hier verschiedene popkulturelle Ebenen miteinander in Verbindung gebracht werden. In den 202 Seiten habe ich 3 Tage meines Lebens zugebracht und dabei nur wenige überblättert. (MW)
Format: BUCH |