EMPYRIUM – Über Den Sternen (CD / LP)

Empyrium ist für mich pure Nostalgie, war der Kauf des wunderbaren Debüts/Klassiker´s „A Wintersunset“ seinerzeit beim berüchtigten Berliner Black-Metal Shop von Folter Records im Prenzlauer Berg mein 1. Besuch dort als Jungspund um die 20 und wird auf ewiglich mit dem Kauf dieses wunderbaren Coming of Age Mid 90s-Highlight verbunden sein. Aktuell knapp 6 Jahre und viele Produktions/-Nebenprojekt-Aufgaben nach dem letzten offiziellen Werk kommt M. Stock endlich wieder mit frischen Sound seiner Hauptband um die Ecke. Das orchestrale „The Turn of the Tides“ hatte 2014 für Empyrium-Verhältnisse schon eine sehr Dead Can Dance-affine Seite, einen sehr eigenen wavigen Charakter im Vergleich zu früheren Metal-bzw. Folk-lastigen Werken. Mit „Über den Sternen“ könnte man es sich ganz einfach machen und sagen, Empyrium definieren alle Stärken ihrer romantischen Natur-Beseelten frühen Black Metal Phase, nebst der mittleren puren folkigen Schönheit und der orchestral experimentellen Seite des Spätwerks zu einem neuen wunderschönen Album! Ja Rezi beendet-nein, es darf konstatiert werden, das hier alle Stärken, die Schwadorf und Co. durch alle Phasen definierten, mit tollem Sound, vielen elegischen akustischen Parts und der orchestralen bombastischen Natur-besselten Kraft des glorreichen 90s Metals eine perfekte Symbiose definieren. Ich erhielt die Promo, als der Winter hier mit voller Wucht hereinbrach und Wald und Flur in ein Meer aus majestätischen Weiß getaucht wurden, endlich mal die klare, strahlende Pracht dieser Jahreszeit ihre wahre Größe atmen dürfte. Dazu dieses wunderbare, mit vielerlei Sound-Nuancen versehene 52min. Album auf dem Ohr-ja eine bessere Kulisse ist schwer vorstellbar. Jeder Akkord atmet bedingungslose Hingabe an die Natur, an die Feinheiten, denen so oft im Alltag in all seiner Flüchtigkeit viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Das einfach nur großartig in Szene gesetzte Video zum wunderbar Facettenreichen „The Three Flames Sapphire“ spricht in seiner Sound/Optik-Ästhetik irgendwie grundsätzlich für das große Ganze des Albums, die Atmosphäre des Clips fängt für mich aufs Feinste die Kraft des neuen Werkes ein. Mal wunderschön romantisch, mal geisterhaft surreal, mal klar wie ein strahlender Wintertag verschmelzen alle Ebenen des Band-eigenen Sounds der letzten 25 Jahre zu einem mal kraftvollen, sogar mit Old-School Krächz-Gesang versehenen Dark Metal/Folk Opus, welcher dem geneigten Fan viel Wiedersehens-Freude bereiten wird. Schwadorf hat wie immer in Sachen Produktion nichts anbrennen lassen, qualitativ hochwertig lebt die Veröffentlichung von den Sound-Feinheiten, welche gerade die fein skizzierten akustischen Momente mit wahlweise schwebenden, geisterhaften Synthies vortrefflichst vereint. Das man sich die Vocals diesmal gefühlt in Krächz/Klargesang Schwadorfs und dem wie immer klassisch pathetisch anmutenden Gesängen Helms aufteilt und wie ich finde endlich die passende, richtige Schnittmenge findet, sei nicht unerwähnt.  Musikalisch ist es die ewig währende imaginäre Reise über verschneite Wipfel, versunkene Wälder, auch wenn ein manchmal der Jungfräuliche Pathos fehlen mag, der die frühen Werke so extrem beseelt erschienen ließ. Das strikte Abtrennen auf den älteren Alben in wahlweise romantischen Dark-Metal oder eben purer Folklore findet in seiner aktuellen Symbiose hier letztlich die wahre Essenz Empyrium´s. Orientalisch anmutende Klänge im kraftvollen „A Lucid Tower..“ oder den epischen „The Oaken Throne“ werden auf „Über den Sternen“ viel organischer integriert, stehen wie auf dem Vorgänger nicht in alleiniger orchestraler Pracht. In stetigem Fluß werden elegisch, feine Akustik-Parts durch druckvolles Spiel aufgebrochen, während geisterhaft gehauchte Vocals neben den Pathos-Gesang Helms einen würdevollen Kontrast bilden. „The Wild Swans“ und der elegisch doomige Titelsong/Schluss-Track sind die zentralen Epen des Albums und lassen viele feine Mid 90s Referenzen durchschimmern. Gerade der Rausschmeißer lebt von seiner stetigen Steigerung und dem sich perfekt ergänzenden pastoralem Gesang Helms und dem harschen BM-Vocals Schwadorf, unterlegt mit einem kraftvollen Teppich aus orchestraler doomiger Schönheit. Vielfalt, die vielgeliebte erhabene Melancholie in jeder Note-danke für die wunderbare Heimkehr Empyriums.

(R.Bärs)

Format: CD / LP
Vertrieb: SOULFOOD / Prophecy Productions
 

Stichworte:
, , ,