Als ich vorliegende CD aus dem Briefkasten bzw. dem Briefumschlag zog, sprach mich das „hippieske“ Covermotiv der Musikerin erst mal überhaupt nicht an, jedoch erweckte letztendlich ihr Künstlername mein Interesse, da mich mit diesem etwas privat sehr schönes verbindet. Musikalisch entpuppte sich das Album dann als bunter Stilmix aus Soul, Gospel, Pop, Blues, Jazz & Dance, der beim ersten Hördurchlauf zwar etwas beliebig klang, letztendlich dann doch ein rundes Ganzes ergibt. Dies ist hauptsächlich der kräftig-vollen Stimme von Marie Chain zu verdanken, die ja ihre Songs selber schreibt, Klavier spielt und seit frühster Kindheit auf ihren Traum als Musikerin hinarbeitet. Dafür investierte sie ihr ganzes Erspartes, war sich für keinen Nebenjob zu schade und sang auch auf privaten Hochzeiten, als Straßenmusikerin, in kleinen Bars oder auf irgendwelche längst vergessenen House-Tunes und im Background für deutsche Gangster Rapper. Im Zuge dessen jettete die gebürtige Leipzigerin durch die halbe Welt, um jetzt in Berlin heimisch geworden zu sein und mit „Freedom“ ihr inzwischen schon drittes Album einzuspielen. Für dieses stand dann wohl ein etwas größeres Budget zu Verfügung, welches von Marie Chain selbst aufgebracht wurde und sie somit ihre Freiheit („Freedom“) als Künstlerin behält. Dieses ermöglichte diesmal sogar eine Aufnahme mit dem Prague Metropolitan Orchestra, wie der Sound allgemein mehr auf „Breitwand“ ausgelegt ist. Bestes Beispiel dafür der 007affine Song „Jugement Day“, welcher eventuell besser zum kommenden James Bond-Streifen (wenn er denn überhaupt noch kommt) passen würde, als der angekündigte Titelsong von Billie Elish, die ja so bemüht anders sein möchte, dass sie dadurch direkt die aktuellen klassischen Mainstream-Klischees erfüllt! Die rund 53 Minuten auf „Freedom“ verströmen dafür eine angenehm-unaufgeregte Vintage-Atmosphäre, die dennoch genügend moderne Einflüsse zulässt und sich nicht der aktuellen Vorschlaghammer-Methode bedient. Stimmlich braucht die Musikerin sich keinesfalls hinter großen Namen wie Amy Winehouse oder Adele verstecken und mal ganz ehrlich – was soll denn mit so einem Namen wie Marie Chain schon groß schiefgehen?! (Marco Fiebag)
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